KIRCHE JESU CHRISTI DER HEILIGEN DER LETZTEN TAGE • JULI 2003
Liahona
Liahona
UMSCHLAGBILD
Buntglasfenster von Tom
Holdman. Fotos von Floyd
und Tom Holdman. Siehe
„Momente der Geschichte -
Spektren des Lichts", Seite i
Kleiner Liahona
UMSCHLAGBILD
KLEINER LIAHONA
Illustration von Dilleen Marsh.
MAGAZIN
2 Botschaft von der Ersten Präsidentschaft: Eine Ehe, die Bestand hat
Präsident Gordon B. Hinckley
8 Momente der Geschichte - Spektren des Lichts
25 Besuchslehrbotschaft: Sich bereitmachen, Versuchung zu widerstehen
26 Der Erretter besucht die Geisterwelt Eider Spencer J. Condie
31 Auf einen Blick: aus dem Neuen Testament: Die ersten Apostel - ihr Leben und
ihre Briefe
42 Stimmen von Heiligen der Letzten Tage
Ihre Pflege war mir anvertraut Annette Candland Alger
Nicht ich habe Gott gefunden - Gott hat mich gefunden Jochen A Beisert
Danke, Mrs. Pfeil Carl Nelson
48 Wie man die Juli-Ausgabe 2003 des Liahona verwenden kann
FÜR JUNGE LEUTE
16 Der Glaube unserer Väter Eider Joseph B. Wirthlin
21 Poster: Liebe Gott mit ganzem Herzen
22 Ausgesperrt Michele Tolley
34 Ein ehrenvoller Abschluss Gabriel Gonzalez
36 Licht in einem geheimnisvollen Land Lynne S. Topham
47 Hätten Sie's gewusst?
KLEINER LIAHONA
2 Kommt, hört auf den Propheten: Das Gebet
als Rettungsanker Präsident James E. Faust
4 Geschichten aus dem Neuen Testament:
Die Apostel führen die Kirche; Petrus heilt
einen Kranken
Tempelkarten
Bens Geschenk Howard R. Driggs
Für unsere Kleinen: Wir weben ein Pionierbild
Das Miteinander:
„Folgt mir nach"
9
10
13
14
16
Vicki F. Matsumori
Besondere Zeugen:
Der Schild des Glaubens
Präsident Boyd K. Packer
SIEHE SEITE 36
Juli 2003 Vol. 129 No. 7
LIAHONA 23987-150
Offizielle deutschsprachige Veröffentlichung der Kirche
Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
Die Erste Präsidentschaft:
Gordon B. Hinckley, Thomas S. Monson, James E. Faust
Das Kollegium der Zwölf:
Boyd K. Packer, L. Tom Perry, David B. Haight,
Neal A. Maxwell, Russell M. Nelson, Dallin H. Oaks,
M. Russell Ballard, Joseph B. Wirthlin, Richard G. Scott,
Robert D. Haies, Jeffrey R. Holland, Henry B. Eyring
Herausgeber: Dennis B. Neuenschwander
Berater: J. Kent Jolley, W. Rolfe Kerr, Stephen A. West
Geschäftsführer: David L. Frischknecht
Chefredakteur: Victor D. Cave
Grafikdirektor: Allan R. Loyborg
Redaktionsleiter: Richard M. Romney
Stellvertretende Redaktionsleiter: Marvin K. Gardner,
Vivian Paulsen, Don L. Searle
Redaktion: Collette Nebeker Aune, Susan Barrett, Ryan Corr,
Linda Stahle Cooper, LaRene Porter Gaunt, Shanna Ghaznavi,
Jenifer L. Greenwood, Lisa Ann Jackson, Carrie Kasten, Melvin
Leavitt, Melynn Minson, Sally J. Odekirk, Adam C. Olson,
Judith M. Paller, Jonathan H. Stephenson, Rebecca M. Taylor,
Roger Terry, Janet Thomas, Paul VanDenBerghe, Julie Wardell,
Kimberly Webb, Monica Weeks
Geschäftsführender Leiter Grafische Gestaltung:
M. M. Kawasaki
Leiter Grafische Gestaltung: J. Scott Knudsen,
Scott Van Kampen
Manager Herstellung: Jane Ann Peters
Gestaltung und Produktion: Fay R Andrus, C. Kimball Bott,
Howard Brown, Thomas S. Child, Reginald J. Christensen,
Brent Christison, Sharri Cook, Kerry Lynn C. Herrin, Kathleen
Howard, Denise Kirby, Tadd R. Peterson, Randall J. Pixton,
Mark W. Robison, Brad Teare, Kari A. Todd, Claudia E. Warner
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Leiter Druck: Kay W. Briggs
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Verantwortlich für Lokalteil:
Franchise Schwendener,
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Telefon: (Schweiz) (0)62 721 53 89
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Vertrieb:
Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
Leserservice
Steinmühlstr. 16, 61352 Bad Homburg
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oder auf eines der folgenden Konten:
D Commerzbank Frankfurt,
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A Erste Osterreichische Spar-Casse-Bank
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CH Schweizerischer Bankverein, Birsfelden,
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Adressenänderung bitte einen Monat im Voraus melden.
Manuskripte und Anfragen bitte an: L/ahona, Room 2420,
50 East North Temple Street, Salt Lake City, UT 84150-3220,
USA; oder per E-Mail an: cur-liahona-imag@ldschurch.org
Der Liahona (ein Begriff aus dem Buch Mormon, der
„Kompass" oder „Wegweiser" bedeutet) erscheint auf
Albanisch, Armenisch, Bulgarisch, Cebuano, Chinesisch,
Dänisch, Deutsch, Englisch, Estnisch, Fidschi, Finnisch,
Französisch, Haitisch, Indonesisch, Isländisch, Italienisch,
Japanisch, Kambodschanisch, Kiribati, Koreanisch,
Kroatisch, Lettisch, Litauisch, Madagassisch, Marshallesisch,
Mongolisch, Niederländisch, Norwegisch, Polnisch,
Portugiesisch, Rumänisch, Russisch, Samoanisch, Schwedisch,
Sinhala, Slowenisch, Spanisch, Tagalog, Tahitisch, Tamil,
Telugu, Thai, Tongaisch, Tschechisch, Ungarisch, Ukrainisch,
und Vietnamesisch. (Erscheinen variiert nach Sprache.)
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vorbehalten. Printed in the United States of America.
For Readers in the United States and Canada:
July2003 Vol. 129 No. 7. LIAHONA (USPS 31 1-480)
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LESERBRIEFE
1 —
Haz tu lo j usto
„TU, WAS IST RECHT!"
Ich danke Ihnen für Eider Richard G.
Scotts Artikel „Tu, was ist recht!" in der
März-Ausgabe 2001 des Liahona (spanisch).
Als ich erfuhr, dass meine Tochter und
ein Junge - beide noch sehr jung - sich
ineinander verliebt hatten, war ich
ungehalten und machte einige unfaire
Bemerkungen. Doch am Abend fragte ich
beim Beten, wie ich den jungen Leuten
helfen könnte. Am nächsten Tag las ich den
Artikel und fand darin die Antwort.
Ich sprach mit meiner Tochter. Wir
weinten beide, als ich ihr einige Absätze aus
diesem Artikel vorlas. Dann unterhielt ich
mich mit dem Jungen, las auch ihm einige
Absätze vor und bat ihn, mir zu verzeihen.
Er hatte den Liahona auch gelesen und
wusste, dass mein Rat nicht nur meine
Meinung widerspiegelte. Ein Apostel hatte
ihn ausgesprochen. Dieses Erlebnis schuf
ein Band der Eintracht zwischen uns
dreien. Ich weiß nicht, was ich ohne Eider
Scotts Rat getan hätte.
Rosario Colmenares,
Gemeinde Chorrillos,
Pfahl Chorrillos, Lima, Peru
LEHREN - DIE GRÖSSTE BERUFUNG
Vor einiger Zeit besuchte ich einen
Freund, der einer anderen Kirche angehört.
Ich habe mich schon oft mit ihm über
unsere Kirche unterhalten, aber er hat kein
Interesse. Deshalb war ich überrascht, als er
mir erzählte, er lese gerade ein Handbuch
mit dem Titel Lehren - die größte Berufung
- Nachschlagewerk für die Unterweisung
im Evangelium. Der Inhalt faszinierte ihn.
Ich fragte ihn, woher er das Handbuch
habe, denn obwohl ich Mitglied der Kirche
bin und sogar Führungsaufgaben innehabe,
hatte ich das Buch selbst noch nicht. Er gab
zur Antwort, er habe es von seinem Neffen
bekommen, der es wiederum von jemand
anderem erhalten habe.
Ich bin dem himmlischen Vater sehr
dankbar für die heiligen Schriften und alle
Veröffentlichungen der Kirche. Sie sind
nicht nur den Heiligen der Letzten Tage
eine Hilfe, sondern der ganzen Welt.
Felipe Urbina,
Zweig Rüben Dario,
Distrikt Rüben Dario,
Managua, Nicaragua
PRÄSIDENT HINCKLEYS RAT IST JUNGEN
MENSCHEN EINE HILFE
Ich bin 16 Jahre alt. Heute habe ich eine
Ausgabe des Liahona (spanisch) gelesen,
die mir jemand geliehen hatte. Dadurch
wurde mir klar, wie sehr mir der Rat des
Propheten hilft. Ich weiß, dass die Kirche
wahr ist, aber meine Eltern wollen nicht,
dass ich mich taufen lasse. Also helfe ich
schon seit anderthalb Jahren bei der Mis-
sionsarbeit und gehe zur Kirche.
Es ist gut zu wissen, dass es einen Pro-
pheten gibt, der mit Gott spricht und uns
seinen Willen offenbart. Ich habe ihn schon
mehrmals auf der Generalkonferenz und
bei Satellitenübertragungen gesehen, wo er
die jungen Menschen aufgefordert hat, rein
zu sein und anderen ein gutes Beispiel zu
geben. Diesen Rat befolge ich und kann
so meinen Klassenkameraden bewusst
machen, dass die Lehren der Kirche wahr
sind und jedem helfen, der sie anwendet.
Mateo Pereyra,
Gemeinde Alto Alberdi,
Pfahl Cördoba, Argentinien West
LIAHONA JULI 2003
1"
II *
BOTSCHAFT VON DER ERSTEN PRÄSIDENTSCHAFT
Eing^pThe,
die Bestand hat
PRÄSIDENT GORDON B. HINCKLEY
Zu Beginn möchte ich zwei Erlebnisse
erzählen. Die erste Geschichte trug
sich vor vielen Jahren zu, als ich den
neuen Washington-D.C. -Tempel besuchte.
Damals waren auch einige Reporter
anwesend. Das schöne Gebäude, das so ganz
anders war als andere Kirchen - was das Kon-
zept, den Zweck und die Leute betraf, die
seine heiligen Räume betreten durften -,
machte sie neugierig.
Ich erklärte, dass nur Mitglieder der Kirche
in gutem Stand das Gebäude nach seiner
Weihung zum Haus des Herrn betreten
dürften, dass es aber vor der Weihung für
einen Zeitraum von einem Monat bis zu
sechs Wochen für Besucher zugänglich sei,
die dann das ganze Gebäude besichtigen
könnten. Es ginge uns nicht darum, das
Gebäude vor der Welt zu verbergen, sondern
es sei uns nach der Weihung eben so heilig,
dass man es nur betreten dürfe, wenn man
ein reines Leben führe und sich strikt an die
Maßstäbe der Kirche hielte.
Wir sprachen darüber, warum Tempel
gebaut werden. Ich erklärte den Zweck des
Tempels und wies besonders auf den einen
Grund hin, der alle Männer und Frauen
betrifft, die sich um ihr Leben Gedanken
machen, nämlich die Ehe für die Ewigkeit.
Dabei fiel mir ein Erlebnis aus der Zeit vor
der Weihung des London-Tempels in England
ein, als dieser 1958 der Öffentlichkeit zugäng-
lich war.
Ein junges Paar in England
Damals standen tausende neugierige, aber
dennoch ernsthafte Menschen Schlange, um
das Gebäude besichtigen zu dürfen. Ein
Polizist, der den Verkehr regelte, meinte, er
erlebe es zum ersten Mal, dass die Engländer
so eifrig darauf bedacht seien, in eine Kirche
zu gehen.
Wer das Gebäude besichtigte, wurde
gebeten, von Fragen abzusehen, bis der Rund-
gang beendet war. Abends beantwortete ich
dann zusammen mit den Missionaren die
Fragen der Besucher. Als ich einmal ein junges
Paar die Eingangstreppe hinuntergehen sah,
fragte ich sie, ob ich ihnen irgendwie helfen
könne. Die junge Frau antwortete: „Ja. Was
hat es mit dieser ,Ehe für die Ewigkeit' auf
sich, die in einem der Räume angesprochen
wurde?" Wir setzten uns auf eine Bank unter
einer uralten Eiche in der Nähe des Tores. Der
Ehering am Finger der jungen Frau zeigte mir,
dass sie verheiratet waren, und die Art und
Weise, wie die Frau die Hand ihres Mannes
festhielt, ließ darauf schließen, dass sie
einander große Zuneigung entgegenbrachten.
„Jetzt zu Ihrer Frage", sagte ich. „Ich
nehme an, Sie sind von einem Geistlichen
getraut worden?"
„Ja", gab sie zur Antwort. ,Vor drei
Monaten erst."
„Ist Ihnen aufgefallen, dass der Geistliche
auch gleichzeitig Ihre Trennung verkündete,
als er erklärte, sie seien nun Mann und Frau?"
Unser aller Vater, der
seine Kinder liebt
und das Beste für sie
möchte, hat dafür
gesorgt, dass die
heiligste und edelste
Verbindung zwischen
den Menschen,
nämlich die Ehe und
die Familie, unter
den entsprechenden
Voraussetzungen
weiterhin Bestand
hat.
LIAHONA JÜLI 2003
3
,Wie meinen Sie das?", fragte sie gleich zurück.
„Sie glauben doch daran, dass das Leben ewig ist, nicht
wahr?"
„Natürlich", erwiderte sie.
Ich fuhr fort. „Können Sie sich ewiges Leben ohne
ewige Liebe vorstellen? Kann sich einer von Ihnen beiden
vorstellen, in der Ewigkeit ohne den anderen glücklich zu
sein?"
„Natürlich nicht", lautete die Antwort.
,Was aber hat der Geistliche bei Ihrer Trauung gesagt?
Wenn ich den Wortlaut richtig in Erinnerung habe, sagte er
unter anderem ,in Krankheit und Gesundheit, in Reichtum
und Armut, in guten und in schlechten Zeiten, bis der Tod
euch scheidet'. Er ging so weit, wie seine Vollmacht es
zuließ, nämlich bis der Tod Sie scheidet. Ja, ich glaube
sogar, wenn Sie ihn diesbezüglich befragen würden, würde
er entschieden abstreiten, dass die Ehe und die Familie
über das Grab hinaus Bestand haben.
Aber", fuhr ich fort, „unser aller Vater, der seine Kinder
liebt und das Beste für sie möchte, hat dafür gesorgt, dass
die heiligste und edelste Verbindung zwischen den
Menschen, nämlich die Ehe und die Familie, unter den
entsprechenden Voraussetzungen weiterhin Bestand hat.
In einem wichtigen, bewegenden Gespräch zwischen
dem Erretter und seinen Aposteln sagte Petrus: ,Du bist
der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!' Darauf
sprach der Herr: .Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht
Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein
Vater im Himmel' Dann erklärte der Herr dem Petrus und
seinen übrigen Jüngern: ,Ich werde dir die Schlüssel des
Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das
wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf
Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.'
(Siehe Matthäus 16:13-19.)
Als der Herr seinen Aposteln Vollmacht übertrug, gab er
ihnen auch die Schlüssel des heiligen Pries tertums, dessen
Macht das Leben und den Tod überdauert und bis in die
Ewigkeit hineinreicht. Dieselbe Vollmacht ist von eben
diesen Aposteln, die sie in alter Zeit innehatten, zur Erde
zurückgebracht worden, nämlich von Petrus, Jakobus und
Johannes." Ich erklärte weiter, dass dieselben Schlüssel
nach der Weihung des Tempels am kommenden Sonntag
zum Nutzen der Männer und Frauen Anwendung finden
würden, die in dieses heilige Haus kämen, um ihre Ehe
siegeln zu lassen. Sie werden durch einen Bund vereint,
den der Tod nicht lösen und den die Zeit nicht aufheben
kann.
So gab ich dem jungen Paar in England Zeugnis. So
gebe ich Ihnen und der ganzen Welt heute Zeugnis. Der
himmlische Vater, der seine Kinder liebt, wünscht sich für
sie alles, was ihnen jetzt und in der kommenden Ewigkeit
Glück schenkt, und es gibt kein größeres Glück als das
Glück, das in der wichtigsten zwischenmenschlichen
Beziehung überhaupt zu finden ist - der Gemeinschaft
von Mann und Frau und von Eltern und Kindern.
„Ist die Liebe wie eine Rose?"
Vor vielen Jahren wurde ich ins Krankenhaus an das
Bett einer Mutter gerufen, die sich im letzten Stadium
einer tödlichen Krankheit befand. Kurz darauf starb sie
und hinterließ ihren Mann und vier Kinder, von denen das
jüngste, ein Junge, erst sechs Jahre alt war. Es herrschte
Trauer - tiefe, schmerzliche Trauer. Doch hinter den
Tränen glänzten der Glaube und die Gewissheit, dass es
eines Tages - so gewiss wie die schmerzliche Trennung -
ein freudiges Wiedersehen geben würde, denn die Ehe
hatte ihren Anfang mit der Siegelung für Zeit und Ewigkeit
im Haus des Herrn genommen, unter der Vollmacht des
heiligen Priestertums.
Jeder Mann, der eine Frau wahrhaft liebt, und jede Frau,
die einen Mann wahrhaft liebt, erhofft und erträumt sich,
dass ihre Verbindung für immer Bestand hat. Doch die Ehe
ist ein Bund, der nur von jemandem geschlossen werden
kann, der die Vollmacht dazu besitzt. Wenn sie nur mit der
Vollmacht des Staates geschlossen wird, währt sie auch nur
so lange, wie die Jurisdiktion des Staates währt, und diese
Jurisdiktion ist mit dem Tod zu Ende. Doch wenn man der
Vollmacht des Staates noch die Kraft der Begabung hinzu-
fügt, die uns derjenige schenkt, der den Tod überwunden
hat, dann überdauert diese Beziehung das irdische Leben,
sofern beide Ehepartner so leben, dass sie dieser Ver-
heißung würdig sind.
Als ich noch viel jünger und längst nicht so gebrechlich
war, tanzten wir zu einem Lied, dessen Text etwa
folgendermaßen lautete:
Ist die Liebe wie eine Rose,
die erblüht und wächst,
dann verblüht und verwelkt,
wenn der Sommer vorüber ist?
4
Das war zwar nur ein Tanzlied, doch diese
Frage haben sich Männer und Frauen, die
einander liebten und ihren Blick über das
Heute hinaus auf die Ewigkeit richteten,
schon viele Jahrhunderte hindurch gestellt.
Diese Frage beantworten wir mit einem
Nein und bekräftigen, dass die Liebe und die
Ehe gemäß dem vom Herrn offenbarten Plan
nicht wie die Rose sind, die verblüht, wenn
der Sommer vorüber ist. Sie sind vielmehr
ewig, so gewiss, wie auch der Gott des
Himmels ewig ist.
Doch diese Gabe, die kostbarer ist als alle
anderen, erlangen wir nur, wenn wir den
Preis dafür zahlen - mit Selbstdisziplin, mit
Tugend, mit dem Befolgen der Gebote
Gottes. Das mag schwierig sein, aber es ist
möglich, denn den Ansporn dazu findet man,
wenn man die Wahrheit versteht.
Zeugnisse
Präsident Brigham Young (1801-1877) hat
einmal gesagt: „Es gibt in unserem
Gemeinwesen keinen einzigen jungen Mann,
der nicht bereitwillig von hier nach England
reisen würde, um auf die rechte Weise zu hei-
raten, wenn er nur alles so verstände, wie es
ist. Keine junge Frau in unserem
Gemeinwesen, die das Evangelium liebt und
sich seine Segnungen wünscht, würde auf
eine andere Weise heiraten."1
Viele sind so weit und sogar noch weiter
gereist, um in den Genuss der Segnungen
der Tempelehe zu kommen. Ich habe eine
Gruppe von Heiligen der Letzten Tage aus
Japan gesehen, die - vor dem Bau eines
Tempels in ihrer Heimat - gehungert haben,
um sich die lange Reise zum Laie-Tempel auf
Hawaii zu ermöglichen. Ehe in Johannesburg
ein Tempel gebaut wurde, gab es Mitglieder,
die auf vieles verzichteten, was sie dringend
gebraucht hätten, um sich den elftausend
Kilometer langen Flug von
Südafrika zum Tempel in
leisten zu können. In ihren Augen leuchtete
ein Licht und sie hatten ein Lächeln auf den
Lippen und gaben Zeugnis, dass dieses
Erlebnis unendlich mehr wert war als alles,
was es gekostet hatte.
Ich weiß noch, wie ich vor vielen Jahren
einen Mann aus einer abgelegenen Gegend
in Australien in Neuseeland Zeugnis geben
hörte. Er war von einem Standesbeamten
getraut worden und hatte sich dann
zusammen mit seiner Frau und seinen
Kindern der Kirche angeschlossen. Sie
hatten den langen Weg quer über das weite
Land und die Überfahrt über die Tasmansee
bis nach Auckland und von dort weiter zum
Tempel im schönen Waikatotal auf sich
genommen. Wenn ich mich recht erinnere,
sagte er: ,Wir konnten uns die Reise nicht
leisten. Unser irdischer Besitz bestand aus
einem alten Auto, unseren Möbeln und
D
ie Liebe und
die Ehe sind
gemäß dem
vom Herrn offen-
barten Plan nicht
wie die Rose, die
verblüht, wenn der
Sommer vorüber ist.
Sie sind vielmehr
ewig. Doch diese
Gabe erlangen wir
nur, wenn wir den
Preis dafür zahlen -
mit Selbstdisziplin,
mit Tugend, mit
dem Befolgen der
Gebote Gottes.
Stellen Sie
sich vor, dass
Johnny zu Mary
sagt: „Mary, ich liebe
dich. Ich möchte,
dass du meine
Frau und die Mutter
unserer Kinder wirst.
Aber ich will weder
dich noch die Kinder
für die Ewigkeit. "
Das hört sich töricht
an, nicht wahr?
unserem Geschirr. Ich sagte zu meiner
Familie: ,Wir können uns die Reise nicht
leisten.' Dann schaute ich meine liebe Frau
und unsere süßen Kinder an und sagte: Wir
können es uns nicht leisten, die Reise nicht
zu machen. Wenn der Herr mir Kraft gibt,
kann ich arbeiten und genug verdienen, um
ein neues Auto und neue Möbel und
Geschirr zu kaufen, aber wenn ich meine
Lieben verlöre, wäre ich wirklich arm -
sowohl hier auf der Erde als auch in der
Ewigkeit.'"
Heiratet recht und lebt recht
Wie kurzsichtig sind doch so viele von uns.
Sie denken nur an das Heute und vergessen
darüber das Morgen. Doch das Morgen kommt
gewiss, genauso wie der Tod und die Trennung.
Wie süß ist doch die Gewissheit, wie tröstlich
ist doch der Friede, den uns das Wissen darum
schenkt, dass unsere Ehe, sofern wir recht
heiraten und recht leben, weiter besteht,
ungeachtet dessen, dass der Tod kommt und
die Zeit vergeht. Der Mensch schreibt vielleicht
Liebeslieder und trägt sie vor. Er sehnt sich, er
6
hofft und träumt. Doch all das bleibt nur romantisches
Sehnen, wenn die Vollmacht, die die Kraft der Zeit und des
Todes übersteigt, nicht zur Anwendung kommt.
Präsident Joseph F. Smith (1838-1918) hat vor vielen
Jahren einmal gesagt: „Das Haus des Herrn ist ein Haus
der Ordnung und nicht ein Haus der Verwirrung; und das
bedeutet, ... dass eine Verbindung nicht außerhalb des
Gesetzes Gottes und der Ordnung dieses Hauses für Zeit
und Ewigkeit vollendet werden kann. Der Mensch sehnt
sich danach, er nimmt die äußere Form dafür hier auf der
Erde auf sich, doch das alles hat keinen Bestand, wenn die
Eheschließung nicht mit der Vollmacht Gottes im Namen
des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes voll-
zogen und in Kraft gesetzt wird."2
Zum Schluss möchte ich Ihnen noch eine Geschichte
erzählen. Es handelt sich zwar nicht um eine tatsächliche
Begebenheit, aber sie könnte wahr sein. Stellen Sie sich
zwei junge Leute vor. Am Himmel steht der volle Mond
und die Rosen blühen. Zwischen den beiden ist eine zarte
Liebe erblüht. Johnny sagt zu Mary: „Mary, ich liebe dich.
Ich möchte, dass du meine Frau und die Mutter unserer
Kinder wirst. Aber ich will weder dich noch die Kinder für
die Ewigkeit. Nur für eine begrenzte Zeit, und dann heißt
es Abschied nehmen." Und sie schaut ihn unter Tränen an,
während sich das Mondlicht in ihren Augen spiegelt, und
sagt: „Johnny, du bist wundervoll. Es gibt niemanden auf
der ganzen Welt, der so ist wie du. Ich liebe dich und
möchte, dass du mein Mann und der Vater unserer Kinder
wirst. Aber nur für eine begrenzte Zeit, und dann heißt es
Abschied nehmen."
Das hört sich töricht an, nicht wahr? Aber ist das im
Grunde nicht das, was ein Mann zu einer Frau und eine
Frau zu einem Mann sagt, wenn er ihr einen Heiratsantrag
macht und die beiden auf die Möglichkeit verzichten,
unter dem „neuen und immerwährenden Bund" (LuB
132:19) eine ewige Verbindung einzugehen, sondern sich
lieber für eine Zeremonie entscheiden, die nur so lange
gilt, bis der Tod kommt?
Ewiges Leben
Das Leben ist ewig. Der Gott des Himmels hat auch die
ewige Liebe und die ewige Familie möglich gemacht.
Möge Gott Sie segnen, während Sie sich auf die Ehe
freuen bzw. über Ihre Ehe nachdenken, damit Sie nicht nur
hier auf der Erde auf eine lohnenswerte Verbindung und ein
reiches, fruchtbringendes Familienleben bedacht sind,
sondern sich auf eine noch viel schönere Zeit freuen
können, wo die Liebe und lieb gewordene Verbindungen
gemäß der von Gott gegebenen Verheißung weiterbestehen.
Ich bezeuge, dass der Herr Jesus Christus wirklich lebt
und dass diese Vollmacht von ihm kommt. Ich bezeuge,
dass seine Macht und sein Priestertum unter uns sind und
in seinem heiligen Haus Anwendung finden. Verwerfen
Sie nicht das, was der Herr uns schenken will. Leben Sie
würdig und haben Sie daran Anteil; lassen Sie Ihre Ehe von
der heilig machenden Kraft seines heiligen Priestertums
siegeln. ■
ANMERKUNGEN
1. Lehren der Präsidenten der Kirche: Brigham Young, Seite 164.
2. Gospel Doctrine, 5. Auflage, 1939, Seite 272.
FÜR DIE HEIMLEHRER
Bereiten Sie sich gebeterfüllt vor und präsentieren Sie dann
diese Botschaft anhand einer Unterrichtsmethode, bei der Ihre
Zuhörer einbezogen werden. Im Folgenden finden Sie einige
Beispiele dazu:
1. Fragen Sie die Familie, ob jemand schon einmal einem
Nachbarn oder einem Freund die ewige Ehe erklären musste.
Fragen Sie sie, was sie sagen würden, wenn das der Fall wäre.
Lesen Sie gemeinsam, was Präsident Hinckley dem jungen
Paar in England erklärt hat. Bilden Sie dann zwei Gruppen, die
einander zur Übung gegenseitig die ewige Ehe erklären.
2. Zeigen Sie der Familie eine Rose oder eine andere Blume.
Fragen Sie, inwiefern man die Liebe mit einer Blume vergleichen
bzw. nicht vergleichen kann. Lesen Sie gemeinsam den
Abschnitt ,„lst die Liebe wie eine Rose?'" Geben Sie Zeugnis,
dass der Plan des Herrn vorsieht, dass die Liebe und die Ehe
für die Ewigkeit Bestand haben sollen.
3. Wenn Sie es für angebracht halten, können Sie darüber
sprechen, was jemand aus der Familie bei seinem Heiratsantrag
gesagt hat bzw. sagen könnte. Lesen Sie dann die letzten fünf
Absätze aus Präsident Hinckleys Artikel vor. Fordern Sie die
Familie auf, der ewigen Ehe und der Familie höchste Priorität
einzuräumen - und zwar unabhängig von den derzeitigen
Gegebenheiten.
LIAHONA JULI 2003
7
Momente der Geschichte -
Spektren des
TT • "I .
Lichts
w:
"ährend des Winters
1846/47 wohnten etwa
dreieinh albtausend
Heilige der Letzten Tage in Block-
hütten oder Erdhöhlen in Winter
Quarters, einer Siedlung im India-
nerterritorium am Westufer des
Missouri. Weitere zweieinhalb-
tausend Mitglieder lagerten am
anderen Flussufer in Iowa. Alle
warteten auf den Frühling, wo der Treck nach Westen wei-
tergehen sollte.
Das war ein leidvoller Winter für die Mitglieder, denn sie
waren schon vom anstrengenden Treck durch das schlammige
Iowa erschöpft. Es gab kaum etwas zu essen; die Vorräte
waren fast aufgebraucht. Die meisten Unterkünfte waren
unzulänglich. Weil es kaum frisches Gemüse gab, litten viele
an Skorbut. Außerdem waren fünfhundert Männer mit dem
Mormonenbataillon unterwegs, sodass viele Frauen allein für
ihre Familie sorgen mussten.
Oben: Der Winter-Quarters-Nebraska-Tempel. Rechts: Der Baum
des Lebens im celestialen Raum.
i
t
Rechts: Der hier dar-
gestellte Wegmesser
der Pioniere gehört zu
den zwölf Pionier-
szenen, die in den
Glasfenstern des
Wartebereichs im ersten
Stock dargestellt
werden (unten).
leuchtendem Buntglas. Die obersten drei
Platten stellen den Himmel dar (siehe
Seite 11). Auf jeder Platte ist ein Kompass
abgebildet. In der Mitte dieses Kompasses
sind der Mond und die Sterne zu sehen -
als Symbol für das telestiale und das ter-
restriale Reich. Die hellen Strahlen der
Sonne bilden den äußeren Ring des Kom-
passes - als Symbol für das celestiale
Reich. Die unteren drei Glasplatten
stellen einen Fluss, sanfte Hügel und
Wildblumen dar.
Alle sechs Glasplatten haben einen Rand,
der aus Rechtecken und Diamantformen
besteht. Die Rechtecke sind den Baum-
stämmen nachempfunden, aus denen die
Blockhütten errichtet wurden; sie sollen an
die Pioniere erinnern, die Winter Quarters
gebaut haben. Die Diamantformen erinnern
an die Kunstgegenstände der Omahas, eines
■MI
II;
Inn!
12
Rechts oben: Detail des
Olivenzweigfensters.
Rechts unten: Detail
des Glasfensters
mit Goldrute,
Mormonentulpe und
anderen Blumen, die
den Weg der Pioniere
säumten. Ganz rechts:
Das Taufbecken des
Tempels.
s
Indianerstammes, auf dessen Land Winter
Quarters errichtet wurde.
Die Glasfenster des Tempels stellen
den „wahren Weinstock" (siehe Johannes
15:1) und das „lebendige Wasser" dar
(siehe Johannes 4:10). Und das ist auch
richtig so. Dieser Tempel ist ein Haus des
Herrn, wo die Heiligen der Letzten Tage
ewige Bündnisse schließen. Wir kommen
zu Christus (siehe Moroni 10:30), denn er
ist „das Leben und das Licht der Welt"
(LuB 11:28).
Im Winter-Quarters-Tempel, der an dieser
historischen Stätte errichtet wurde und
dessen Buntglasfenster symbolische Darstel-
lungen zieren, verehren wir den Hrretter -
umgeben von Momenten der Geschichte
und Spektren des Lichts. ■
ANMERKUNG
1 Tagebücher von Wilfortl Woodruff, 17.-21. November
1846, Archiv des Family and Church I listory
Department.
fr
|
' A
WBW>»Mßm
Der
Das spannende
globale Wachstum der
Kirche richtet unser
Augenmerk auf die
prophezeite herrliche
Zukunft des Gottes-
reiches. Doch so wie
wir voller Optimismus
in die Zukunft
schauen, so sollten wir
auch innehalten und
uns an den Glauben
der demütigen
Pioniere vor uns
zurückerinnern.
UJL \jL
Wir können alle im
Gottesreich dienen.
ELDER JOSEPH B. WIRTHLIN
vom Kollegium der Zwölf Apostel
1846 verließen mehr als zehntausend
Menschen die blühende Stadt Nauvoo, die
sie am Ufer des Mississippi erbaut hatten. Im
Glauben an prophetische Führer zogen die
damaligen Mitglieder aus ihrer „schönen
Stadt" fort und machten sich auf den Weg in
die Wildnis des amerikanischen Grenz-
landes. Sie wussten nicht genau, wohin der
Weg sie führen würde, und auch nicht, wie
viele Kilometer vor ihnen lagen, wie lange
die Reise dauern würde oder was die
Zukunft für sie bereithielt. Sie wussten aber:
Der Herr und seine Knechte führten sie. Ihr
Glaube hielt sie aufrecht. Sie hofften „auf
etwas, was man nicht sieht, was aber doch
wahr ist" (Alma 32:21). So wie Nephi in alter
Zeit wurden sie vom Geist geführt und
wussten nicht im Voraus, was sie tun sollten
(siehe 1 Nephi 4:6).
Die Furcht vor neuen Angriffen des Pöbels,
die den Propheten Joseph Smith und seinen
Bruder Hyrum am 27. Juni 1844 das Leben
gekostet hatten, zwangen Brigham Young,
der als Präsident des Kollegiums der Zwölf
Apostel die Kirche führte, im September 1845
zu verkünden, dass die Mitglieder Nauvoo im
Frühjahr 1846 verlassen würden. Die meisten
Mitglieder in Nauvoo waren vollständig davon
überzeugt, dass Brigham Youngs Auf-
forderung, Nauvoo zu verlassen, den Willen
des Herrn widerspiegelte. So folgten sie der
Weisung des Herrn voll Glauben. Während
der Herbst- und Wintermonate 1845/46
bereiteten sich die Mitglieder tat-
kräftig auf die Abreise vor.
Als Newel Knight seiner Frau Lydia
sagte, dass die Mitglieder Nauvoo ver-
lassen und wieder einmal wei-
terziehen müssten, sagte sie mit
unerschütterlichem Glauben:
„Tja, dann gibt es nichts weiter
zu diskutieren. Wir gehören
dahin, wo das Reich Gottes ist.
Gehen wir also sofort daran, unsere
Abreise vorzubereiten!"1 Bruder
Knight war mit seiner Familie bereits
mehrmals mitgegangen, als viele Mit-
glieder von New York nach Ohio,
dann nach Missouri und schließlich
nach Illinois gezogen waren. Lydia Knight
ist mit ihrer Bereitwilligkeit, sich dem zu
unterwerfen, was sie als Willen Gottes
erkannt hatte, ein eindrucksvolles Beispiel
für den Glauben dieser heldenmütigen
ersten Mitglieder.
Die „schöne Stadt" verlassen
Die Furcht vor neuen Angriffen des Pöbels
und Gerüchte über eine bevorstehende
Intervention seitens der Regierung zwangen
Präsident Young trotz des strengen Winters
dazu, alles daranzusetzen, dass die Heiligen
fortzogen. Er wies den ersten Trupp Pionier-
familien an, Nauvoo am 4. Februar 1846,
einem kalten Wintertag, zu verlassen. Sie
fuhren mit ihren beladenen Wagen und dem
16
Wi
'ir sind
gesegnet,
weil wir
die Fülle des
wiederhergestellten
Evangeliums
kennen, und wir
schulden daher
denen Dank, die
uns vorangegangen
sind und so viel
dazu beigetragen
haben, dass das
Reich zu dem welt-
weiten Wunder
anwachsen konnte,
das es heute ist.
Vieh die Parley Street hinunter und gelangten
zu einer Fähre, die sie hinüber in den
Bundesstaat Iowa brachte. Eisschollen
schlugen gegen das Fährboot und die
Lastkähne, die die Wagen transportierten.
Einige Wochen später war es noch kälter
geworden und der Mississippi so zugefroren,
dass er mit Pferdegespannen befahren
werden konnte.
Ich war Anfang März 1996 mit meiner Frau
in Nauvoo. Es war ein bitterkalter Tag. Wir
standen an einer windigen Stelle und
schauten über den breiten Mississippi
hinüber. Da wurde uns noch deutlicher
bewusst, wie dankbar wir für die Mitglieder
waren, die ihre geliebte Stadt verlassen
hatten. Wir fragten uns, wie sie damals bloß
überlebt hatten! Was für ein Opfer, so vieles
zurückzulassen und in eine ungewisse
Zukunft aufzubrechen! Kein
Wunder, dass die Tränen
reichlich flössen, als die
fliehenden Pioniere
ihre Wagen die
Parley Street in
Pachtung Fluss
hinunterfuhren;
sie hatten keine
Hoffnung, jemals
wieder in ihre
„schöne Stadt"
zurückzukehren .
Jenseits des
Flusses lagerten die
Pioniere kurze Zeit am
Sugar Creek, ehe sie sich
westwärts den Rocky
Mountains zuwandten. Der Zug
hatte begonnen.
Der Glaube der Väter und Mütter
Als Präsident Brigham Young am 15.
Februar 1846 im Lager in Iowa zu den
Pionieren stieß, trug der Herr ihm durch
Offenbarung auf, ein neuzeitliches „Lager
Israel" zu organisieren. Die Vorhut startete
am 1. März quer durch Iowa in Richtung
Westen. Da gab es vieles, was den Glauben
dieser mutigen Menschen auf die Probe
stellte: Kälte, Schnee, Regen, Morast,
Krankheit, Hunger und Tod. Aber sie waren
fest entschlossen, ihren Führern zu folgen
und um jeden Preis das zu tun, was sie als
Willen Gottes erkannt hatten. Ihr Glaube
wurde auf die Probe gestellt und manchmal
wankte er in besonders schweren
Situationen, doch verließ er sie nie. Viele
schöpften Kraft aus den Verheißungen, die
sie durch die heiligen Handlungen im
Nauvoo-Tempel erhalten hatten.
Für viele Schwestern war es besonders
schwer, denn sie brachten unter äußerst
schwierigen Bedingungen unterwegs Kinder
zur Welt. Eliza R. Snow beschreibt, dass
die Frauen unter allen nur denkbaren
Umständen Kinder gebaren, außer unter
denen, die sie gewohnt waren.
Da kamen Babys in Zelten zur
Welt, andere in Wagen,
manche während eines
Unwetters, wieder
andere im Schnee-
treiben. Schwester
Snow erwähnt in
ihrem Tagebuch,
„dass ein Baby in
einer behelfs-
mäßigen Unterkunft
zur Welt kam:
Seitlich waren
Decken an Stangen auf-
gehängt, die man in den
Boden gesteckt hatte, und
das Dach bestand aus Rinde,
durch die der Regen tropfte.
Freundliche Schwestern hielten Gefäße über
das Lager, ... damit Mutter und Kind nicht
gleich in dessen ersten Lebensminuten
durchnässt wurden."2
Was für große Opfer wurden da von diesen
Schwestern gebracht! So manche Mutter
überlebte die Geburt nicht. Viele Babys
starben. Die Großmutter meiner Frau,
Elizabeth Riter, wurde bei Regen und Sturm
18
5S<
u-Oü
Sgl
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in einem Planwagen in Winter Quarters
geboren. Glücklicherweise überlebten Mutter
und Kind. Elizabeth erzählte oft voll Liebe für
die Frau, die ihr das Leben geschenkt hatte,
wie jemand einen Regenschirm über ihre
Mutter hielt, damit sie während der
Entbindung nicht vom Regen durchnässt
wurde, der durch die Plane des Wagens
tropfte.
Vergessen wir nie den Glauben
unserer Väter und die selbstlose
Opferbereitschaft
unserer Mütter -
jener Pioniere, die
uns in ihrem Gehorsam ein solch leuch-
tendes Beispiel sind. Vergessen wir sie nicht
bei unserem Bemühen, tapfer in unserer Auf-
gabe zu dienen, nämlich alle einzuladen, „zu
Christus zu kommen" (LuB 20:59) und in ihm
vollkommen zu werden (siehe Moroni 10:32).
Wir sind gesegnet, weil wir die Fülle des
wiederhergestellten Evangeliums kennen,
und wir schulden daher denen Dank, die
uns vorangegangen sind und so viel
dazu beigetragen haben, dass das
Reich zu dem weltweiten Wunder
anwachsen konnte, das es heute ist.
Diese Dankesschuld „können wir am
Heute, mehr
als 150
Jahre
nachdem die
Pioniere ihre
„schöne Stadt"
verlassen haben,
ist der Nauvoo-
lllinois-Tempel
wieder aufgebaut
und von neuem
geweiht worden.
Der Glaube der
Pioniere hat die
Grundlage dafür
gelegt, dass die
Kirche immer
weiter wächst.
LIAHONA JULI 2003
19
\ ~\ T*r können
m/m/ we^er^n
w w auf der
Grundlage des
Glaubens auf-
bauen, die die
Pioniere gelegt
haben. Und wenn
wir treu dienen,
machen wir uns
für große Seg-
nungen bereit -
für Segnungen,
die unser Leben
bereichern und
erweitern.
besten dadurch abtragen, dass wir in dieser
großen Sache dienen".3
Einfache Menschen
Wer wir auch sein, welche Talente, Fähig-
keiten oder finanziellen Mittel, welche
Bildung oder Erfahrung wir auch mitbringen
mögen - wir können doch alle im Gottes-
reich dienen. Der, der uns beruft, befähigt
uns auch zum Werk - wenn wir demütig und
fleißig dienen, wenn wir beten und Glauben
üben. Vielleicht fühlen wir uns einer
bestimmten Aufgabe nicht gewachsen.
Vielleicht zweifeln wir an uns selbst und
meinen, das, was wir persönlich dem Herrn
zu bieten hätten, sei zu unbedeutend, um
auch nur bemerkt zu werden. Der Herr weiß
sehr wohl, dass wir sterbliche Menschen sind.
Er kennt unsere Schwächen. Er versteht,
womit wir tagtäglich zu kämpfen haben. Er
kennt sehr wohl die Versuchungen, denen
wir aufgrund unserer irdischen Neigungen
und Leidenschaften ausgesetzt sind. Der
Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die
Hebräer, dass der Erretter „mit unserer
Schwäche" mitfühlen kann, denn er ist „in
allem wie wir in Versuchung geführt worden"
(Hebräer 4:15).
Präsident Thomas S. Monson, Erster Rat-
geber in der Ersten Präsidentschaft, hat
erklärt, wie wichtig es ist, in „dieser großen
Sache" zu dienen. Er fragt uns: „Sind wir
genügend mit dem Geist in Einklang, sodass
wir den Herrn hören können, wenn er ruft,
so wie Samuel, und sagen können: ,Hier bin
ich? Sind wir stark und glaubenstreu, um mit
unerschütterlichem Mut und unbeugsamer
Entschlossenheit in
welcher Berufung
auch immer zu
dienen? Wenn das
der Fall ist, dann
kann der Herr durch
uns große Wunder
wirken."4 (Siehe
1 Samuel 3:4.)
Präsident James E.
Faust, Zweiter Ratgeber in der Ersten
Präsidentschaft, hat uns versichert, dass -
ungeachtet unserer Fähigkeiten - jeder
glaubensvolle Dienst dem Herrn nicht nur
annehmbar ist, sondern dass wir uns dadurch
auch für größere Segnungen bereitmachen,
die unser Leben bereichern und erweitern.
Präsident Faust sagt, „dass diese Kirche nicht
unbedingt große Menschen anzieht, sondern
eher einfache Menschen groß macht. ...
Ein Hauptgrund dafür, dass die Kirche
aus ihren bescheidenen Anfängen zu ihrer
gegenwärtigen Stärke heranwachsen konnte,
liegt in der Glaubenstreue und der Hingabe
der vielen Millionen demütiger Menschen,
die nicht mehr als fünf Brote und zwei kleine
Fische in den Dienst des Herrn einbringen
können."5
Das spannende globale Wachstum der
Kirche richtet unser Augenmerk auf die
prophezeite herrliche Zukunft des Gottes-
reiches. Doch so wie wir voller Optimismus
in die Zukunft schauen, so sollten wir auch
innehalten und uns an den Glauben der
demütigen Pioniere vor uns zurücker-
innern. Sie haben nämlich die Grundlage
dafür gelegt, dass die Kirche immer weiter
wächst.
Widmen wir uns der Aufgabe, das Werk des
Herrn nach bestem Können zu tun. Machen
wir dem Glauben unserer Väter Ehre, indem
wir selbst glaubenstreu in dieser großen
Sache tätig sind. Folgen wir dem Propheten,
denn dadurch können wir „zu Christus
kommen und an der Güte Gottes teilhaben"
(Jakob 1:7). ■
Nach einer Ansprache anlässlich der
Generalkonferenz im April 1996.
ANMERKUNGEN
1. Zitiert in R. Scott Lloyd, „Commemorating 1846
Exodus", Church News, 10. Februar 1996, Seite 3.
2. Zitiert in B. H. Roberts, A Comprehensive History of
the Church, 3:45.
3. Joseph L. Wirthlin, A Heritage ofFaith, Hg. Richard
Bitner Wirthlin, 1964, Seite 47.
4. „The Priesthood in Action", Ensign, November 1992,
Seite 48.
5. „Five Loaves and Two Fishes", Ensign, Mai 1994,
Seite 5f.
AUSGES
v r aurig und
einsam stand
ich draußen
vor dem Pfahlzen-
trum und dachte
daran, dass meine
Angehörigen und
Freunde ohne mich
im Gebäude waren.
Ich hätte mich
besser vorbereiten
müssen.
MICHELE TOLLEY
Mein Pfahl war ganz aufgeregt, dass
die Weihung des Palmyra-New-
York-Tempels in unserem Pfahlzen-
trum übertragen werden sollte. Die Mit-
glieder konnten den Tag kaum erwarten.
Auch ich freute mich auf die Übertragung,
aber aus irgendeinem Grund schob ich es
immer wieder auf, mir eine Eintrittskarte zu
besorgen.
Schließlich sprach ich an dem Tag, an
dem die Weihung stattfinden sollte, doch mit
einem Ratgeber in der Bischofschaft, um mir
meine Karte zu holen. Er gab mir auch eine,
die ich, ohne sie weiter anzuschauen, in
meine Handtasche steckte. Während der
Abendmahlsversammlung gab es Bekannt-
machungen bezüglich der Weihung, aber
weil ich meine Karte ja schon hatte, hörte
ich nicht richtig zu.
Dann ging ich nach Hause und beschäf-
tigte mich mit anderen Dingen. Ungefähr
15 Minuten vor Beginn der Weihung sagte
ich mir, ich solle jetzt wohl besser gehen.
Ich steckte ein weißes Taschentuch in
meine Handtasche und meinte, nun sei ich
bestens vorbereitet. Ich schaute sogar noch
nach, ob ich meine Eintrittskarte auch wirk-
lich hatte.
Meine Familie hatte sich schon vor mir
auf den Weg gemacht, um sich gute Sitz-
plätze zu sichern. Sie hatten mir noch einmal
dringend ans Herz gelegt, nicht mehr lange
zu warten. Eigentlich hatte ich ja mit ihnen
fahren wollen, aber da war ich noch nicht
fertig gewesen. Also hatte ich mich ent-
schlossen, selbst zu fahren.
Als ich auf den Parkplatz der Kirche führ,
sah ich zu meinem Erstaunen, wie voll er war.
Es standen zwar viele Autos dort, aber es war
niemand zu sehen. Zuerst hatte ich schon
Angst, ich sei zu spät, aber dann schaute ich
auf die Uhr und sah, dass es noch fünf
Minuten bis zum Beginn der Weihung waren.
Ich ging die Treppe zum Pfahlhaus hinauf
und wollte die Tür öffnen. Sie war ver-
schlossen. Ich war erstaunt, meinte aber, mich
zu erinnern, dass irgendjemand gesagt hatte,
die Besucher würden nur durch bestimmte
Türen eingelassen. Weil ich aber nicht genau
wusste, welche Türen das waren, wollte ich
alle ausprobieren. Ich lief um das ganze
Gebäude herum und versuchte, die einzelnen
Türen zu öffnen, ja, rüttelte in meiner Not
sogar vorsichtig daran. Aber keine öffnete sich.
Als ich auf die letzte Tür zulief, spürte ich,
wie mein Herzschlag sich beschleunigte. Ich
versuchte, diese Tür zu öffnen, aber sie war
ebenfalls verschlossen. Ich schaute in das
Foyer hinein. Es war leer. Die Türen zur
Kapelle waren geschlossen. Traurig machte
ich mir bewusst, dass alle schon drinnen
waren. Nur ich stand allein draußen - und
schaute von außen hinein.
Als ich niedergeschlagen zum Auto
zurückging, wollte ich mich noch einmal ver-
gewissern, wann der Weihungsgottesdienst
begann. Ich suchte in meiner Tasche nach
der Eintrittskarte. Da sah ich, dass die Zeit
22
N
och
schlimmer
war die
Vorstellung, auf
ewig aus der
Gegenwart des
himmlischen Vaters
und meiner Familie
ausgeschlossen
zu sein, wenn ich
mich nicht geistig
vorbereitete.
stimmte. Nun wurde ich wütend, weil man
mich ausgesperrt hatte. Warum konnte ich
nicht ins Gebäude gelangen? Nun verpasste
ich ein historisches Ereignis!
Ich drehte die Karte herum und sah zu
I 5
m
meinem Erstaunen, dass auf der Rückseite
etwas geschrieben stand. Neugierig las ich.
Da stand ganz deutlich zu lesen, dass man
dreißig Minuten vor Beginn des Weihungs-
gottesdienstes da sein musste.
Warum hatte ich das nicht vorher gesehen?
Ich hatte mir die Rückseite der Eintrittskarte
überhaupt nicht angeschaut. Ich hatte sie
vielmehr gleich in die Tasche gesteckt. Ich
hatte mich noch nicht einmal auf die ein-
fachste Art vorbereitet. Als ich im Auto saß -
zu traurig, um mich überhaupt zu rühren -
wurde mir bewusst, dass ich mich wie eine
der fünf törichten Jungfrauen im Gleichnis
von den zehn Jungfrauen verhalten hatte. Ich
durfte nicht an der Hochzeit teilnehmen,
denn ich hatte kein Öl in meiner Lampe. Die
anderen aber waren mit dem Bräutigam auf
der Hochzeitsgesellschaft.
Immer, wenn ich diese Geschichte in
Matthäus 25 gelesen hatte, hatte ich mich
gefragt, warum die fünf Frauen nur so töricht
gewesen waren. Ich hatte immer gemeint,
es sei doch nun wirklich nicht so schwer,
genügend Öl zu kaufen. Ich wusste, dass
das Öl und die Lampen ein Symbol für
unser Zeugnis und die Führung durch den
Heiligen Geist sind (siehe LuB 45:57). Ich
hatte gemeint, mich auf den Besuch des
Weihungsgottesdienstes vorbereitet zu
haben, und nun saß ich draußen und konnte
dem Propheten nicht zuhören.
Als ich so allein auf dem Parkplatz war,
begriff ich, dass es nicht ausreicht, eine Ein-
trittskarte zu haben. Wir müssen mehr tun,
als nur anwesend zu sein, wenn Christus
kommt. Wir müssen uns auf jede erdenkliche
Weise vorbereiten und unsere Lampen immer
wieder auffüllen und nicht meinen, wir
hätten genug Öl.
Als ich zurück nach Hause fuhr, brannten
mir Tränen in den Augen. Es tat weh, allein
zu sein und zu wissen, dass meine Ange-
hörigen und Freunde im Gebäude waren
und dort erbaut wurden und ich nicht zu
ihnen gelangen konnte. Ich nahm mir fest
vor, von nun an alles in meiner Macht
Stehende zu tun, um immer ausreichend Öl
zu haben. Ich möchte bei der fröhlichen
Hochzeit dabei sein und nicht draußen vor
der Tür stehen müssen, weil ich mich nicht
vorbereitet habe. ■
Michele Tolley gehört zur Gemeinde Hl Cerrito im
Pfahl Corona, Kalifornien.
24
Seite 25 des Liahona folgt auf die Lokalseiten und den Kleinen Liahona
KOMMT, HÖRT AUF
DEN PROPHETEN
Das Gebet als
Rettungsanker
Manchmal ist uns
nicht richtig bewusst,
wie wichtig das
Gebet ist. Präsident
James E. Faust
erklärt uns, was für
ein großer Segen es
ist, dass wir direkt
mit dem himm-
lischen Vater
sprechen dürfen.
PRÄSIDENT JAMES E. FAUST
Zweiter Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft
Ich gebe Zeugnis davon, wie wichtig das
Gebet ist. Dass wir durch den Erretter
mit unserem Schöpfer in Kontakt treten
können, ist mit Sicherheit einer der
größten Vorzüge und eine der größten
Segnungen, die wir haben. Es kann
niemals mechanische oder elektrische
Störungen geben, wenn wir beten. Es gibt
keine Begrenzung, wie oft oder wie lange
wir am Tag beten dürfen. Es gibt keine
Quote, wie viele Bitten wir pro Gebet
äußern dürfen. Er ist zu jeder Zeit und
von jedem Ort aus erreichbar.
Als Gott den Menschen auf die Erde
setzte, wurde das Gebet der Rettungsanker
als Verbindung zwischen den Menschen
und Gott. ...
Wir dürfen täglich wegen unserer
kleinen und großen Sorgen und Nöte
beten. Beachten wir die Worte Amuleks,
der uns ermahnt, auf dem Feld für unsere
Herden, zu Hause für unser ganzes Haus,
morgens, mittags und abends zu beten
(siehe Alma 34:20,21). ...
Amuleks Rat könnte heute das Gebet
aus dem Herzen einer Ehefrau sein: „Segne
Jason und beschütze ihn, während er in
diesen Kriegszeiten seinem Land dient."
Das Gebet einer Mutter: „Bitte segne
meine liebe Jane, dass sie die richtigen Ent-
scheidungen trifft." Das Gebet eines Vaters:
„Himmlischer Vater, bitte segne Johnny
bei seiner Missionsarbeit." Das Gebet
eines Kindes, „dass ich heute immer artig
bin" oder „dass alle genug zu essen haben"
oder „dass Mama schnell wieder gesund
wird". ...
Der Erretter hat uns gesagt: „Betet in
euren Familien immer in meinem Namen
zum Vater." (3 Nephi 18:21.) In der
heutigen Zeit fordert die Kirche uns auf,
jeden Abend und jeden Morgen als Familie
zu beten. ...
Das Familiengebet hat tief greifenden,
unterstützenden Einfluss [es kann uns
helfen, uns positiv zu verändern] . In den
dunklen Tagen des Zweiten Weltkriegs
fiel eine 200-Kilo-Bombe vor das Haus
von Bruder Patey, einem jungen Vater in
Liverpool. Sie ging jedoch nicht hoch.
Seine Frau war gestorben und er war mit
den fünf Kindern allein. Er rief sie zu
diesem angstvollen Zeitpunkt zum
Familiengebet zusammen. Sie „beteten
alle ... ernsthaft, und als sie das Gebet
beendet hatten, sagten die Kinder: Vati,
uns wird nichts geschehen. Uns wird
heute Nacht hier zu Hause nichts
geschehen.'
Und so gingen sie zu Bett - stellt euch
das einmal vor - mit dieser schrecklichen
Bombe, die halb im Boden verborgen vor
der Tür lag. Wenn sie hochgegangen wäre,
hätte sie vermutlich 40 bis 50 Häuser zer-
stört und zwei- bis dreihundert Menschen
getötet. ...
Am nächsten Morgen wurde die ...
ganze Nachbarschaft für 48 Stunden
evakuiert und die Bombe wurde schließ-
lich entfernt. ...
2
Auf dem Rückweg fragte Bruder Patey den Leiter des
Bombenräumkommandos: Was haben Sie heraus-
gefunden?'
,Mr. Patey, wir sind zur Bombe vor Ihrer Haustür
gekommen und haben festgestellt, dass sie jeden
Augenblick hätte explodieren können. An ihr war nichts
defekt. Wir wundern uns, dass sie nicht hochgegangen
ist."' (Andre K. Anastasiou, Generalkonferenz, Oktober
1946.) Wenn eine Familie zusammen betet, geschehen
wundersame Dinge. •
Nach einer Ansprache anlässlich der Generalkonferenz
im April 2002.
GESCHICHTEN AUS DEM NEUEN TESTAMENT
DIE APOSTEL
FÜHREN
DIE KIRCHE
Nach seiner Auferstehung blieb Jesus vierzig Tage bei
seinen Aposteln. Er lehrte sie vieles über das Evangelium
und seine Kirche.
Apostelgeschichte 1:1-3
Er forderte sie auf, allen Menschen das Evangelium zu bringen. Außerdem sagte er, dass er sie bald verlassen müsse, dass
aber der Heilige Geist kommen werde, der ihnen helfen sollte.
Apostelgeschichte 1:4-8
4
Sie sahen zu, wie er zum himmlischen Vater aufstieg. Zwei Männer in weißen Gewändern erklärten den Aposteln, dass Jesus
eines Tages aus dem Himmel wiederkehren würde.
Apostelgeschichte 1:9-11
KLEINER LIAHONA JULI 2003 5
Jetzt führten die Apostel die Kirche auf der Erde. Petrus
wurde zum Präsidenten bestimmt, Jakobus und Johannes
dienten als seine Ratgeber. Zu diesem Zeitpunkt gab es
nur elf Apostel - Judas war ja tot.
Matthäus 16:18,19; 27:3-5; LuB 81:1,2;
James E. Talmage, Jesus der Christus, Seite 180
Die Apostel und die übrigen Jünger besaßen Glauben an
den Herrn. Sie befolgten seine Gebote und sie liebten
einander.
Apostelgeschichte 2:41-47
Der himmlische Vater sagte ihnen, sie sollten Matthias als
neuen Apostel erwählen, damit es wieder zwölf Apostel
gab. Alle Apostel trugen das Priestertum.
Apostelgeschichte 1:15-17,21-26; LuB 102:8
Mit dem Priestertum und der Macht des Heiligen Geistes
konnten die Apostel viel tun. Sie heilten Kranke. Sie
waren Missionare. Sie lehrten über Jesus und sein
Evangelium. Viele Menschen glaubten den Worten der
Apostel und schlössen sich der Kirche an. Die Mitglieder
wurden Heilige genannt.
Apostelgeschichte 2:2-4,32,33,36-43,47; 3:1-7; Römer 1:7
GESCHICHTEN AUS DEM NEUEN TESTAMENT
PETRUS
HEILT EINEN
KRANKEN
Als sie in seiner Nähe waren, bat er sie um Geld. Petrus
sagte, er habe kein Geld, könne ihm aber etwas viel
Wertvolleres schenken.
Apostelgeschichte 3:3-6
Ein Mann, der nicht gehen konnte, wurde von seinen
Freunden jeden Tag zum Tempel getragen und am
Tempeltor niedergesetzt. Dort bettelte er um Geld. Eines
Tages erblickten Petrus und Johannes ihn.
Apostelgeschichte 3:1,2
Petrus segnete ihn im Namen Jesu Christi und heilte ihn;
dann half er dem Mann aufzustehen.
Apostelgeschichte 3:6, 7
KLEINER LIAHONA JULI 2003 7
Nun machte der Mann zum ersten Mal in seinem Leben ein paar Schritte! Viele sahen ihn gehen und umherspringen. Sie
wussten, dass das ein "Wunder war. Sie wussten, dass Petrus Macht von Gott hatte. Petrus erklärte ihnen, dass Jesus Christus
ihm die Macht gegeben habe, den Mann zu heilen. Und weil Petrus ein großer Missionar war, führte er viele Menschen
dazu, an Jesus Christus zu glauben und ihm nachzufolgen.
Apostelgeschichte 3:8-13, 16; 4:4
Tempelkarten
2003 gibt es in jeder Ausgabe vom Kleinen Liahona
Tempelkarten. Trenn diese Seite heraus, klebe sie auf ein
Stück Pappe und schneide die Tempel aus. Sammle die
Karten; sie machen deutlich, wie wichtig der Tempel ist.
Geweiht am 26. Juli 1998
von Präsident Gordon B. Hinckley
U m. tj Z ^Wrf 1 M Ü
Madrid-Tempel in Spanien
Geweiht am 19. März 1999
von Präsident Gordon B. Hinckley
Geweiht am 9- Januar 1999
von Präsident Gordon B. Hinckley
Spokane-Washington-Tempel
Geweiht am 21. August 1999
von Präsident Gordon B. Hinckley
UimiHiiiliüU
Bogota-Tempel in Kolumbien
Geweiht am 24. April 1999
von Präsident Gordon B. Hinckley
Colonia-Juärez-Chihuahua-
Tempel in Mexiko
Geweiht am 6. März 1999
von Präsident Gordon B. Hinckley
Guayaquil-Tempel in Ecuador
Geweiht am 1. August 1999
von Präsident Gordon B. Hinckley
Columbus- Ohio-Tempel
Geweiht am 4. September 1999
von Präsident Gordon B. Hinckley
Bismarck-North-Dakota-
Tempel
Geweiht am 19. September 1999
von Präsident Gordon B. Hinckley
KLEINER LIAHONA JULI 2003 9
Bens Geschenk
HOWARD R. DRIGGS
Nach einer wahren Begebenheit, die sich
um 1840 in Nauvoo, Illinois, zugetragen hat
ILLUSTRATIONEN VON JULIE OLSON
„Darum kann keiner von euch mein Jünger sein,
wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet. "
(Lukas 14-33-)
Ben liebte die Wagenwerkstatt seines Vaters sehr.
Dort war immer viel los - der Klang der Sägen,
der Hobel, der Hämmer und der Meißel
schwirrte den ganzen Tag lang durch die Luft.
„Geh nicht zu nahe an die Arbeiter heran", ermahnte
der Vater den neugierigen Jungen immer wieder. „Und
fass ja die scharfen Werkzeuge nicht an!"
„Aber ich möchte gern selbst einen Wagen bauen,
Vati. Warum darf ich das nicht?"
Diese Bitte brachte ihm in der Regel ein paar Bretter
und einige Werkzeuge ein, mit denen er an einer
ruhigen Stelle nach Herzenslust hämmern konnte.
Dann kam der schöne Tag, an dem sein Vater ver-
sprach, ihm zum Geburtstag einen Wagen zu bauen. Er
sollte genauso aussehen wie die großen Wagen - nur
eben kleiner.
„Stell dir nur mal vor", sagte er zu seiner Mutter, „ein
richtiger Wagen - nur für mich! Ich kann meinen
kleinen Bruder darin spazieren fahren und
für dich einkaufen. Wäre das nicht
schön?"
Die Mutter sagte, das wäre wirklich
schön. Sie war fast genauso glücklich wie ihr
kleiner Junge.
Als Ben am Morgen seines siebten Geburts-
tags wach wurde, sah er, dass sein Traum in
Erfüllung gegangen war. Dort im Wohnzimmer
stand sein schöner neuer Wagen. Er glänzte frisch
gestrichen. Die Tränen traten der Mutter und dem
Vater in die Augen, als ihr Sohn sie liebevoll drückte
Dann lief er nach draußen und
rannte die Straße auf und ab, um
seinen Freunden zu zeigen, was
für ein schönes Geschenk
er bekommen hatte.
Wie Ben es versprochen hatte,
fuhr er seinen kleinen Bruder
häufig mit dem Wagen spazieren.
Außerdem ging er bereitwillig für
seine Mutter einkaufen. Ben und
sein Hund namens Bones waren
in den Straßen von Nauvoo bald
ein vertrautes Bild. Mit der Hilfe
seines Vaters bastelte Ben einen
Gurt und brachte seinem klugen Hund bei, den Wag
und seinen jungen Herrn durch die Straßen in der
Nachbarschaft zu ziehen.
Bens liebste Route führte die Mulholland Street
entlang, an dem Gelände vorbei,
wo der große Tempel gebaut
wurde, und weiter zum Geschäft
von Parley P Pratt. Es war so
spannend, den Arbeitern
zuzuschauen, wie sie die Steine
zurechthauten und an die richtige
Stelle legten, sodass sich das stolze
Gebäude auf der Anhöhe immer höher
erhob. Außerdem konnte man im
Geschäft von Parley P Pratt gut ein-
kaufen. Ben brachte seiner Mutter
oft eine Kanne mit süßem Sirup mit.
Eines Tages blieb er in der Nähe des
Tempelgeländes stehen und schaute zu, wie
ein Arbeiter einen Stein bearbeitete.
Das Tschipp, tschipp, tschipp des
Meißels, der in den Stein getrieben
wurde, nahm ihn so sehr gefangen,
dass er darüber ganz die Zeit vergaß. Er
merkte gar nicht, wie zwei Arbeiter
innehielten und sich seinen kleinen
Wagen eingehend betrachteten.
„Dieser Wagen wäre ja ganz her-
vorragend geeignet, um darin
unsere Werkzeuge zu trans-
portieren", sagte der eine Arbeiter.
„Junge, möchtest du uns deinen
Wagen nicht geben und damit beim Tempelbau helfen?"
„O nein, das geht nicht", gab Ben zur Antwort.
Der Mann schaute ihn prüfend an. „Ist dein Vater
nicht der Chef der großen Wagenwerkstatt?"
„Ja."
„Na gut, wir werden uns mit ihm darüber unterhalten."
Voller Angst, man könnte ihm seinen schönen Wagen
wegnehmen, rannte Ben nach Hause, Bones dicht auf den
Fersen. Zu Hause brach er in Tränen aus. „Mama, du lässt
es doch nicht zu, dass sie ihn mir wegnehmen, nicht?"
Die Mutter schaute ihn beunruhigt an. ,Wovon redest
„Die hervorstechenden
Eigenschaften im Leben unserer
Pioniere - ob früher oder heute
- sind Selbstlosigkeit und Opfer-
bereitschaft."
Eider Daliin H. Oaks vom Kollegium der
Zwölf Apostel, „Following the Pioneers",
Ensign, November 1 997, Seite 72.
du überhaupt, Ben?"
„Beim Tempel waren Männer, die wollten meinen
Wagen haben, um darin ihre Werkzeuge zu trans-
portieren. Als ich gesagt habe, ich könnte ihnen den
Wagen nicht geben, haben sie gesagt: ,Dann reden wir
mit deinem Vater.'"
Vielleicht haben sie nur einen Scherz gemacht. Jetzt
komm, es ist schon längst Zeit zum Abendessen. Wenn
du etwas gegessen hast, geht es dir gleich besser."
Aber Ben war so unruhig, dass er gar keinen Hunger
hatte. Und als sein Vater endlich nach Hause gekommen
war, standen auch schon die beiden Männer vor der Tür.
Am Abend führten Ben und seine Eltern ein ernstes
Gespräch. ,Weißt du, Ben, jeder gibt etwas, um beim
Bau des Tempels zu helfen", sagte der Vater. „Ich weiß,
wie wichtig dir dein Wagen ist, und ich zwinge dich
auch nicht, ihn fortzugeben. Denk einfach darüber
nach. Bitte den himmlischen Vater, dir zu helfen, die
richtige Entscheidung zu treffen. Wir bauen doch das
Haus des Herrn."
„Ich weiß, dass du das Rechte tun wirst", sagte Bens
Mutter. Als Ben ins Bett ging, küsste sie sein tränenüber-
strömtes Gesicht, strich ihm über das wirre Haar und
ließ ihn allein, damit er beten konnte.
Am nächsten Morgen zog Ben seinen Wagen die
Mulholland Street hinunter und hinüber zum Tempel-
gelände. Sein treuer Hund folgte ihm. Er ging auf den
Mann zu, der den Bau zu leiten schien, und sagte: „Ich
bringe ihnen meinen Wagen, um den Männern beim
Tempelbau zu helfen."
Der Mann schaute Ben freundlich an und sagte
gerührt: „Gott segne dich, mein Junge. Ich weiß, wie
schwer dir das fällt. Niemand hat ein größeres Opfer
gebracht, um beim Bau des Nauvoo-Tempels zu helfen."
Er fasste Ben zärtlich an die Schulter.
Ben ging langsam wieder nach Hause. Bones trottete
neben ihm her. Ben hatte sein Teil getan. #
Diese Geschichte ist eine Nacherzählung der Geschichte Ben the
Wagon Boy. Der Verfasser ist Howard R. Driggs, der Sohn von
Benjamin Woodbury Driggs, dem Ben aus dieser Geschichte.
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DAS MITEINANDER
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MIR
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NACH
„Ihr seid alle durch den Glauben Söhne Gottes in Christus
Jesus/' (Galater 3:26.)
Petrus und Andreas verdienten sich ihren
Lebensunterhalt als Fischer. Als sie eines Tages
ihre Netze auf dem See von Galiläa auswarfen,
sahen sie Jesus von Nazaret. Jesus sagte zu ihnen: „Folgt
mir nach."
Obwohl Petrus und Andreas mitten in der Arbeit
waren, „ließen sie ihre Netze [sofort] liegen und folgten
ihm".
Dann forderte Jesus zwei weitere Fischer, nämlich
Jakobus und Johannes, auf, ihm nachzufolgen. Auch sie
„verließen [sogleich] das Boot und ihren Vater und
folgten Jesus". (Siehe Matthäus 4:18-22.)
Hast du dich schon einmal gefragt, was du tun
würdest, wenn du den Erretter sähest und er dir zuriefe:
„Folge mir nach"? Würdest du alles stehen und liegen
lassen und ihm nachfolgen?
Heute werden auch wir aufgefordert, dem Erretter
nachzufolgen. Wie können wir ihm nachfolgen? Wir
folgen Jesus Christus nach, indem wir an ihn glauben,
von unseren Sünden umkehren und uns taufen lassen.
Wir folgen ihm nach, indem wir auf die Eingebungen
des Heiligen Geistes, die Worte des lebenden Pro-
pheten und den klugen Rat unserer Eltern hören. Wir
folgen ihm nach, indem wir das Rechte wählen.
So wie die Jünger des Herrn in alter Zeit werden
auch wir gesegnet, wenn wir auf den Ruf des Erretters
hören: „Folgt mir nach." Eider Joseph B. Wirthlin vom
Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt: „Ich bezeuge
Ihnen, dass jeder, der ... glaubensvoll ... dem Erretter
folgt, mehr Glück empfangen wird, als er sich vor-
zustellen vermag." („Folgt mir nach!", Liahona, Juli
2002, Seite 18.)
Sch riftstel lenla by ri nth
1. Klebe Seite 15 auf einen Bogen Karton und
schneide dann das große Rechteck und die Labyrinth-
teilchen entlang der gepunkteten Linien aus.
2. Schlage die auf den einzelnen Labyrinthteilchen
angegebenen Schriftstellen auf, lies sie und mache die
erwähnte Person bzw. die erwähnten Personen auf dem
großen Rechteck ausfindig. Klebe das Teilchen dann an
die entsprechende Stelle auf dem großen Rechteck.
3. Such den Weg durch das Labyrinth, der zum
Erretter führt.
4. Stell das Labyrinth als Erinnerung daran auf, dass
du dich entschieden hast, Jesus Christus nachzufolgen.
Anregungen für das Miteinander
1. Gehen Sie noch einmal durch, was Jesus über das
Beten gesagt hat, indem Sie Matthäus 6:7-13 vorlesen und
besprechen. Erklären Sie, dass Jesus uns auch durch sein
Beispiel gezeigt hat, dass wir zu jederzeit und an jedem
Ort beten können. Teilen Sie den einzelnen Klassen eine
der folgenden Schriftstellen zu: Matthäus 14:23; Matthäus
26:36; Markus 1:35; Markus 6:46; Lukas 3:21; Lukas 5:16;
Lukas 6:12; Lukas 18.1. Die Kinder sollen sagen, was diese
Schriftstellen darüber aussagen, wo und wann man beten
kann. Lassen Sie dann ein Kind aus jeder Klasse ein ein-
faches Bild malen, das die der Klasse zugeteilte Schriftstelle
veranschaulicht. Die übrigen Kinder sollen die Zeit bzw.
den Ort raten, der dargestellt wurde, und anschließend die
Schriftstelle aufschlagen und gemeinsam lesen. Singen Sie
ein Lied über das Beten. Besprechen Sie, wo und wann wir
noch beten können (siehe Alma 34:17-27). Erzählen Sie, wie
Ihr Beten einmal erhört wurde, und bezeugen Sie, dass der
himmlische Vater das Gebet eines jeden Kindes so erhören
wird, wie es für das Kind gut ist.
2. Laden Sie Erwachsene ein, die ihre Lieblingsschrift-
stellen vorlesen oder auswendig vortragen und erklären,
in welchem Zusammenhang die jeweilige Schriftstelle
steht. Sie sollen auch sagen, wie die Schriftstelle ihnen
hilft, dem Erretter nachzufolgen. Machen Sie deutlich:
Wenn wir aus den heiligen Schriften etwas über Jesus
lernen und seine Lehren befolgen, fällt es uns leichter,
dem Erretter voller Glauben nachzufolgen. Singen Sie ein
Lied, in dem es darum geht, dem Erretter nachzufolgen.
Lassen Sie die Kinder eine Schriftstelle nennen, die für sie
von besonderer Bedeutung ist. Für diejenigen, die Hilfe
bei der Wahl einer Schriftstelle brauchen, können Sie
bekannte Schriftstellen an die Tafel schreiben. Jedes Kind
soll nun eine der Schriftstellen auf ein Blatt Papier über-
tragen (vielleicht müssen Sie die Schriftstelle für die
kleineren Kinder abschreiben). Bitten Sie sie, die Schrift-
stelle zu Hause so hinzulegen, dass sie sie im Lauf der
Woche auswendig lernen können. Sagen Sie ihnen, dass
sie ihre Lieblingsschriftstelle am folgenden Sonntag in der
Klasse aufsagen sollen. •
14
Alma und Helam lassen
sich taufen.
Enos betet und wird
gesegnet.
Jesu Jünger nehmen das
Abendmahl.
Die zweitausend
jungen Soldaten
zweifeln nicht.
Petrus und Andreas
legen ihre Netze
nieder und folgen dem
Erretter nach.
Zehn Aussätzige
sind gehorsam und
werden geheilt.
Paulus gibt Zeugnis von
Jesus Christus.
Nephi sagt
seinem Vater, dass
er dem Herrn
gehorchen wird.
Die Söhne Mosias
forschen in den
heiligen Schriften.
Naaman gehorcht dem
Propheten Elischa.
Jakob geht in den
Tempel.
Die Israeliten halten
den Sabbat heilig.
Alma 53:22;
56:46-48,54-56
Apostelgeschichte 18:5
sia 18:12-14
Enos 1 :4,5
Matthäus 4:18-20
Matthäus 26:26-28
Exodus 31:12-17
1 Nephi 3:7
Alma 17:2
Lukas 17:11-19
Jakob 2:2
2 Könige 5:1-17
BESONDERE ZEUGEN
Der
des
Schild
Glaubens
PRÄSIDENT BOYD K. PACKER
Amtierender Präsident des Kollegiums
der Zwölf Apostel
Wusstest du,
dass Präsident
Boyd K. Packer
gerne malt und
Holzschnitzereien
anfertigt? Er sagt
uns, dass wir
Glauben an Jesus
Christus haben
sollen.
Der Herr hat offenbart, warum er
„einigen das Apostelamt [gab
und] andere als Propheten [ein-
setzte]", nämlich: „Um die Heiligen für
die Erfüllung ihres Dienstes zu rüsten,
für den Aufbau des Leibes Christi. So
sollen wir alle zur Einheit im Glauben
und zur Erkenntnis des Sohnes Gottes
gelangen." (Epheser 4:11-13.)
Der Dienst der Apostel - nämlich der
Präsidentschaft und der Zwölf - besteht
also darin, uns zur Einheit im Glauben zu
führen.
Von Anfang an hat der Widersacher [der
Satan] versucht, uns zu trennen, uns auf-
zuspalten und nach Möglichkeit zu ver-
nichten. Der Herr hat jedoch gesagt: „Hebt
das Herz empor und freut euch, gürtet
euch die Lenden und legt meine Waffen-
rüstung an, damit ihr dem bösen Tag wider-
stehen könnt. . . . Ergreift den Schild des
Glaubens, mit dem ihr alle feurigen Pfeile
der Schlechten auslöschen könnt." (LuB
27:15,17; Hervorhebung hinzugefügt.) ...
Der Schild des Glaubens wird nicht in
einer Fabrik geschmiedet, sondern zu
Hause. ...
Der höchste Zweck all dessen, was wir
lehren, besteht darin, Eltern und Kinder im
Glauben an den Herrn Jesus Christus zu
vereinen, damit sie als Familie glücklich
sind, im ewigen Ehebund aneinander
gesiegelt, verbunden mit den voran-
gegangenen Generationen, und damit
ihnen die Erhöhung in der Gegenwart des
himmlischen Vaters sicher ist. . . .
Im Plan des Herrn ist vorgesehen, dass
Mann und Frau gemeinsam daran arbeiten,
jedem Kind einen individuellen Schild des
Glaubens anzupassen, der so fest ist, dass
er nicht weggerissen oder von den feurigen
Pfeilen durchdrungen werden kann. ...
In der Kirche können wir lehren, woraus
so ein Schild des Glaubens gemacht wird:
Andacht, Mut, Keuschheit, Umkehr, Ver-
gebung, Mitgefühl. In der Kirche können
wir lernen, wie der Schild zusammen-
gebaut und angepasst wird. Die eigentliche
Herstellung und Anpassung des Schildes
des Glaubens muss jedoch im Kreis der
Familie stattfinden. •
Nach einer Ansprache anlässlich der
Generalkonferenz im April 1995.
BESUCHSLEHRBOTSCHAFT
Sich bereitmachen,
Versuchung zu widerstehen
Wählen Sie aus dieser Bot-
schaft gebeterfüllt die Schrift-
stellen und Lehren aus, die
den Bedürfnissen der Schwestern,
die Sie besuchen, entsprechen, und
lesen Sie sie dann vor. Erzählen Sie
von eigenen Erlebnissen und geben
Sie Zeugnis. Bitten Sie die Schwes-
tern, dies ebenfalls zu tun.
Wie kann der Blickwinkel der
Ewigkeit uns helfen, Versuchung
zu widerstehen?
Alma 34:39: „Ich ermahne euch, ...
ständig im Beten wachsam zu sein,
damit ihr durch die Versuchungen
des Teufels nicht verführt werdet,
damit er euch nicht überwältigt,
damit ihr am letzten Tag nicht seine
Untertanen werdet; denn siehe, er
belohnt euch mit nichts Gutem."
Präsident Howard W. Hunter
(1907-1995): „Ohne Versuchung,
Krankheit, Schmerz und Sorgen
gäbe es auch nichts Gutes, keine
Tugend, keine Freude, keine Dank-
barkeit für unser "Wohlbefinden. Das
Gesetz des Gegensatzes macht erst
die Entscheidungsfreiheit möglich.
Der Vater im Himmel hat daher
seinen Kindern geboten: ,Erwählt
euch heute, dass ihr Gott dem
Herrn dienen wollt, der euch
geschaffen hat.' (Mose 6:33.) Er hat
uns aufgefordert, auf seinen Geist zu
hören und der Versuchung zu wider-
stehen." („God Will Have a Tried
People", Ensign, Mai 1980, Seite 25.)
Co/een K. Menlove, Präsidentin
der Primarvereinigung: „Selbst in der
Kirche gibt es Menschen, die unglück-
lich sind, oder Menschen, die in der
Regel glücklich sind, aber trotzdem
immer wieder Stress, Sorgen,
Schwierigkeiten und Mutlosigkeit
erleben. Doch auch das gehört zum
großen Plan des Glücklichseins.
Das Erdenleben ist die Zeit, wo wir
geprüft werden, und das bedeutet,
dass wir hin und wieder Schmerzen
und seelisches Unbehagen erleben
müssen. Aber wer geduldig auf den
ewigen Plan vertraut, kann jeden Tag
Glück erleben und darauf hoffen, dass
er bis an sein Lebensende glücklich
ist." („Glücklich bis ans Lebensende",
Liahona, Juli 2000, Seite 14.)
Wie kann man sich bereitmachen,
Versuchung zu widerstehen?
Matthäus 26:41: ,Wacht und
betet, damit ihr nicht in Versuchung
geratet."
Präsident Thomas S. Monson,
Erster Ratgeber in der Ersten Prä-
sidentschaft: ,Wenn wir den Tempel
lieben, den Tempel erfahren und den
Tempel besuchen, spiegelt sich unser
Glaube in unserer Lebensführung
wider. Wenn wir in das heilige Haus
Gottes treten, wenn wir an die Bünd-
nisse denken, die wir darin schließen,
dann sind wir auch in der Lage, jede
Prüfung zu ertragen und jede Ver-
suchung zu überwinden." (Be Your
Best Seif 1979, Seite 56.)
Präsident James E. Faust Zweiter
Ratgeber in der Ersten Präsident-
schaft: ,Wir brauchen uns aber von
der Furcht vor der Macht des Satans
nicht lähmen zu lassen. Er kann
über uns keine Macht haben, außep
wir räumen sie ihm ein. In Wirk-
lichkeit ist er feige, und wenn
wir fest bleiben, zieht er sich
zurück." („Der große Nach-
ahmer", Der Stern, Januar 1988,
Seite 32.)
Eider Richard G. Scott vom
Kollegium der Zwölf Apostel: ,Wenn
Sie für das Rechte eintreten, wenn
Sie einen persönlichen Maßstab auf-
gestellt und sich geschworen haben,
an ihm festzuhalten, dann werden Sie,
wenn Versuchungen an Sie heran-
treten und Sie nach Ihren Maßstäben
handeln, bestärkt werden und
gegebenenfalls Kräfte erlangen, die
über Ihre Fähigkeiten hinausgehen.
Schwierigkeiten treten dann auf,
wenn man ohne einen konkreten
Plan gegen Versuchungen zu Felde
zieht." („Tu, was ist recht!", Liahona,
März 2001, Seite 14.)
Was kann man tun, wenn man der
Versuchung nachgegeben hat?
Präsident Gordon B. Hinckley:
,Wir mögen gelegentlich stolpern.
Ich danke dem Herrn für den groß-
artigen Grundsatz der Umkehr und
der Vergebung. Wenn wir den Ball
fallen lassen, wenn wir einen Fehler
machen, gibt uns das Wort des
Herrn Trost, dass er uns die Sünden
vergibt und sie nicht mehr im
Gedächtnis behält." („Lass den Ball
nicht fallen!", Der Stern, Januar
1995, Seite 44.) ■
Erretter
besucht die Geisterwelt
Der Erretter erschien
den gehorsamen
Geistern in der Geister-
welt und predigte ihnen
„das immerwährende
Evangelium, die Lehre
von der Auferstehung
und der Erlösung der
Mensehen vom Fall und
- sofern sie Umkehr
übten - von ihren
eigenen Sünden".
ELDER SPENCER J. CONDIE
von den Siebzigern
Was Jesus in den Stunden
zwischen seinem Tod und
seiner Auferstehung tat, bildet
die doktrinäre Grundlage für
den Bau von Tempeln.
Vater, in deine Hände lege ich meinen
Geist." (Lukas 23:46.) Nachdem Jesus
am Kreuz diese Worte gesprochen
hatte, verließ sein unsterblicher Geist seinen
physischen Körper. Sein lebloser Leichnam
wurde in ein Grab gelegt, dessen Eingang mit
einem Stein versiegelt wurde.
Kurze Zeit später verkündeten Engel
mehreren Frauen, die zu seinem Grab
gekommen waren: „Er ist nicht hier, sondern
er ist auferstanden." (Lukas 24:6.) Jesu Geist
hatte wieder von seinem Körper Besitz
ergriffen und beide bildeten nun eine Einheit
aus Geist und Fleisch, die nie wieder getrennt
werden sollte.
Der Tod und die Auferstehung Jesu
werden von allen christlichen Glaubens-
gemeinschaften als Grundlage ihrer Lehre
anerkannt. Dennoch weiß außer den
Heiligen der Letzten Tage niemand, was Jesu
unsterblicher Geist zwischen seinem Tod und
seiner Auferstehung tat. Und die Bedeutung
dessen, was er während dieser Stunden tat,
bildet die doktrinäre Grundlage dafür, dass
überall auf der Erde Tempel gebaut werden.
Darüber hinaus kann das Zeugnis von dem,
was er tat, allen großen Trost spenden, die
den Tod eines lieben Menschen betrauern.
Die Taufe ist notwendig
Um zu verstehen, warum Jesus nach
seinem Tod die Geisterwelt besuchte,
müssen wir an den Abend des Tages zurück-
denken, an dem er den Tempel in Jerusalem
zum ersten Mal gereinigt hatte. Nikodemus,
„ein führender Mann unter den Juden", kam
zum Erretter, um ihm Fragen zu stellen, die
ihm auf der Seele brannten. Nikodemus
erkannte an, dass der Meister ein Lehrer war,
„der von Gott gekommen ist". Jesus sagte
ihm: ,Wenn jemand nicht aus Wasser und
Geist geboren wird, kann er nicht in das
Reich Gottes kommen." (Johannes 3:1,2,5.)
Deshalb müssen wir uns taufen lassen,
wenn wir in das Gottesreich eingelassen
werden möchten. Selbst Jesus Christus, der
einzige sündenlose Mensch, der je auf der
Erde gelebt hat, unterwarf sich dieser all-
gemein gültigen Forderung (siehe 2 Nephi
31:5-7). 1
Barmherzigkeit und Gerechtigkeit für die,
die nicht getauft sind
Der Erlösungsplan des Herrn hat viele
Namen. Einer lautet „Plan der Barmherzigkeit"
(Alma 42:15). Barmherzigkeit hat viel mit Mit-
gefühl und Vergebungsbereitschaft zu tun,
wohingegen Gerechtigkeit eher Strafe und
Vergeltung impliziert. Es gibt aber auch
„weichere" Aspekte der Gerechtigkeit Gottes
wie Billigkeit und Fairness.
Wie kann Gottes Plan barmherzig und
28
der Finsternis behalten." (Mose 7:56,57.) Das bedeutet, dass
die Gehorsamen in die Geisterwelt eingehen, um dort den
Tag ihrer Auferstehung zu erwarten.
Der Prophet Alma hat gelehrt: Während die Gehor-
samen warten, werden sie in „einen Zustand des Glück-
lichseins aufgenommen, den man Paradies nennt, einen
Zustand der Ruhe, einen Zustand des Friedens, wo [sie]
von allen . . . Beunruhigungen und allem Kummer und aller
Sorge ausruhen" werden (siehe Alma 40:12).
Der Besuch des Herrn brachte grundlegende
Veränderungen
Präsident Joseph F. Smith (1838-1918) schaute die herr-
lichen Segnungen für die Gehorsamen, denn er sah in
einer Vision den Besuch des Erretters in der Geisterwelt.
Er schaute die Geisterwelt kurz vor dem Erscheinen des
Erretters dort. Die gehorsamen Geister waren „an dem
einen Ort" versammelt und „von Freude und Frohsinn
erfüllt"; sie freuten sich miteinander, „weil der Tag ihrer
Befreiung nahe war"(LuB 138:12,15).
Der Erretter erschien ihnen und verkündete, dass der
Tag ihrer herrlichen Auferstehung gekommen sei. Er
predigte ihnen „das immerwährende Evangelium, die
Lehre von der Auferstehung und der Erlösung der
Menschen vom Fall und - sofern sie Umkehr übten - von
ihren eigenen Sünden" (LuB 138:19).
Zu den Geistern, die sich dort versammelt hatten,
gehörten auch Adam und Eva, Noach und Abraham. Auch
Propheten aus dem Buch Mormon waren anwesend. „Der
Herr unterwies sie und gab ihnen Macht hervorzukommen,
und zwar nach seiner Auferstehung von den Toten in das
Reich seines Vaters einzugehen" (LuB 138:51).
Präsident Joseph F. Smith fragte sich, wie der Erretter
nur allen Menschen in der Geisterwelt in der kurzen Zeit
zwischen seinem Tod und seiner Auferstehung gepredigt
haben konnte. Doch dann sah er: „Zu den Schlechten ging
er nicht und bei den Gottlosen und denen, die zur Umkehr
nicht bereit waren, ... erhob sich seine Stimme nicht. ...
Sondern siehe, aus den Reihen der Rechtschaffenen
stellte er seine Kräfte zusammen und er bestimmte Boten,
... den Gefangenen, die gebunden waren, die Freiheit zu
verkündigen, ja, allen, die umkehren und das Evangelium
empfangen wollten.
So wurde das Evangelium denen gepredigt, die in ihren
Sünden gestorben waren, ohne von der Wahrheit gewusst
zu haben, oder in Übertretung, da sie die Propheten ver-
worfen hatten." (LuB 138:20,30-32.)
Auch heute noch geht das Werk, den ungetauften Toten
das Evangelium zu predigen, weiter. Zu den Boten, die der
Erretter heute zu denen sendet, die nicht getauft wurden
und gestorben sind, gehören auch die treuen Mitglieder
der Kirche in unserer Evangeliumszeit, die gestorben sind.
Denn die Glaubenstreuen fahren „nach ihrem Hinschei-
den aus dem irdischen Leben mit ihrer Arbeit" fort, „indem
sie das Evangelium der Umkehr von Sünde und der
Erlösung durch das Opfer des einziggezeugten Sohnes
Gottes verkündigen - denen nämlich, die in der großen
Welt der Totengeister in Finsternis weilen und Gefangene
der Sünde sind" (LuB 138:57).
Das Werk für die Toten
Eine wichtige Frage muss jedoch
noch beantwortet werden, damit der
barmherzige und gerechte Plan Gottes
erfüllt werden kann. Wie kann ein
Toter getauft werden? Dieses Problem
wird durch die Verordnung der Taufe
für die Toten gelöst, die nur im heiligen
Tempel vollzogen wird. Wenn wir
würdig sind, können wir in den Tempel
gehen und uns dort stellvertretend für
Verstorbene taufen lassen.
Die Taufe für die Toten wurde auch
zu Lebzeiten von Petrus und Paulus
von den Mitgliedern der Kirche voll-
zogen. Als der Apostel Paulus die
Korinther über Jesus Christus und
die Auferstehung der Toten
unterwies, stellte er die Frage:
,Wie kämen sonst einige dazu,
sich für die Toten taufen zu
lassen? Wenn Tote gar nicht auf-
erweckt werden, warum lässt
man sich dann taufen für sie?"
(1 Korinther 15:29.)
Die Taufe für die Toten
und andere heilige
Handlungen für
die Verstorbenen
wurden durch
den Propheten
Joseph Smith auf
der Erde wiederher-
gestellt. Diese heiligen
Handlungen werden
heute in mehr als
Wenn wir
würdig
sind,
dürfen wir in
den Tempel geh
und uns dort
stellvertretend
für die Toten
taufen lassen.
einhundert Tempeln auf der Erde vollzogen. Diese Tempel
sind der sichtbare Beweis für unser Zeugnis, dass das Werk
für die Toten sowohl hier als auch in der Geisterwelt weiter-
geht. Und dieses Werk hat der Erretter bei seinem Besuch
bei den rechtschaffenen Toten begonnen.
Häufig gestellte Fragen
Die Lehre von dem Werk für die Toten wirft Fragen bei
denen auf, die nicht unserem Glauben angehören, und
manchmal sogar bei den Heiligen der Letzten Tage selbst.
Im Folgenden finden Sie die Antwort auf
häufig gestellte Fragen.
Was geschieht, wenn ein Verstorbener
nicht umkehren will bzw. die Segnung
der Taufe nicht annehmen will? Wir
glauben, dass jeder selbst entscheiden
kann, sowohl hier auf der Erde als auch
in der Geisterwelt. Diese Freiheit ist
ein wesentlicher Faktor im Plan des
himmlischen Vaters. Niemand wird
gezwungen, heilige Handlungen
anzunehmen, die stellvertretend für ihn
vollzogen wurden. Die Taufe für die
Toten bietet eine Chance, sie setzt sich
aber nicht über die Entscheidungs-
freiheit des Betreffenden hinweg. Doch
wenn diese heilige Handlung nicht für
ihn vollzogen wird, dann kann er ja gar
nicht entscheiden, ob er die Taufe
annehmen oder ablehnen will.
Warum vollziehen Sie Taufen für
Verstorbene, deren Lebensführung hier
auf der Erde zeigt, dass sie wenig
Interesse daran hatten, Gottes Gebote zu halten? Wir
glauben, dass viele Menschen so sind wie Amulek, der ein-
mal über sich sagte: „Ich habe mein Herz verhärtet, denn
ich wurde oft gerufen und wollte nicht hören; darum
wusste ich davon [vom Evangelium Jesu Christi] , wollte es
aber nicht wissen." (Alma 10:6.) Später wurde Amulek ein
hervorragender Missionar und Lehrer seines Volkes.
Es gab einmal eine Zeit im Buch Mormon, wo die recht-
schaffeneren Lamaniten die Gadiantonräuber hetzten, die
ihr Herz unendlich verhärtet hatten, und sie „predigten
das Wort Gottes unter dem schlechteren Teil von ihnen,
so dass diese Räuberbande unter den Lamaniten völlig ver
nichtet wurde" (Helaman 6:37).
Wir wissen einfach nicht, wer von den Toten sein Herz
dem Herrn zuwenden und Umkehr üben wird. Wir haben
SPRECHEN WIR
DARÜBER
1 . Zeigen Sie ein Bild vom Erretter
und fragen Sie, wo Jesus sich
zwischen seinem Tod und seiner Auf-
erstehung aufhielt und was er tat. Lesen
Sie gemeinsam diesen Artikel und
beantworten Sie anschließend die
gestellte Frage. Besprechen Sie dann
den Abschnitt „Häufig gestellte Fragen".
2. Lassen Sie jemanden aus der
Familie erzählen, wie sich die Geister-
welt nach dem Erscheinen Jesu
verändert hat. Wie können wir den
Geistern im Gefängnis helfen? Lesen
Sie den Abschnitt „Für diejenigen, die
trauern" und geben Sie dann Zeugnis
von dem Werk, das heute in der
Geisterwelt weitergeht.
nicht das Recht, ein Urteil zu fällen. Wir müssen das Werk
tun und die Angelegenheit den Verstorbenen und dem
Herrn überlassen.
Für diejenigen, die trauern
Der Erretter selbst freute sich sehr auf seinen Besuch bei
den gehorsamen Seelen in der Geisterwelt. „Die Stunde
kommt und sie ist schon da, in der die Toten die Stimme
des Sohnes Gottes hören werden; und alle, die sie hören,
werden leben." (Johannes 5:25.)
Bei seinem Erscheinen legte er
fest, wie den Geistern in der Geister-
welt das Evangelium gepredigt
werden sollte. In einem Zustand des
Glücklichseins und des Friedens, der
als Paradies bezeichnet wird, warten
die Toten, die gehorsam gewesen
sind, darauf, „eine Fülle der Freude"
zu empfangen (siehe LuB 138:17;
siehe auch Alma 40:12). Außerdem
sind sie eifrig damit beschäftigt, die
Berufung, das Evangelium zu
predigen, zu erfüllen.
Die Toten, die das Evangelium zu
Lebzeiten nicht gehört oder es ver-
worfen haben, befinden sich in Fins-
ternis, nämlich in einem Zustand
des Elends (siehe LuB 138:2; Alma
40:14). Doch weil der Erretter die
Geisterwelt besucht hat, gibt es für
sie Hoffnung auf Errettung. Wir
können nämlich in den Tempel
gehen und ihnen dort das Tor zum
Himmel öffnen - und auch uns selbst. Denn wir wissen,
„dass sie nicht ohne uns vollkommen gemacht" werden.
„Und auch wir können ohne unsere Toten nicht voll-
kommen gemacht werden." (LuB 128:15.) Barmherzig-
keit und Gerechtigkeit arbeiten Hand in Hand, um allen
Kindern des himmlischen Vaters die Möglichkeit zu
geben, zu ihm zurückzukehren. ■
ANMERKUNG
1. Von der Notwendigkeit, getauft zu werden, sind kleine Kinder sowie
Erwachsene ausgenommen, die aufgrund einer geistigen Behin-
derung nicht für ihr Verhalten verantwortlich sind. Sie befinden sich
in „ihrem Kindeszustand" und sind „schuldlos vor Gott" (LuB 93:38).
Der Prophet Mormon hat gesagt: „Ihr sollt dieses lehren: Umkehr
und Taufe für diejenigen, die zurechnungsfähig und imstande sind,
Sünde zu begehen. ... Ihre kleinen Kinder brauchen keine Umkehr
und keine Taufe." (Moroni 8:10,11.)
30
Auf einen Blick: aus dem Neuen Testament
DIE ERSTEN
APOSTEL
IHR LEBEN UND IHRE BRIEFE
134 n. Chr.
Petrus und
weitere Apostel
1 4
2 5
3
Das Leben des Paulus
(Saulus)
36 n. Chr.
Andere
Briefe
6 7
Buch Mormon
84
Die Zeitangaben, auch zum Ursprungsdatum der Briefe, sind
ungefähre Angaben.
1 . Apostelgeschichte 1:1-11 Jesus stieg in den Himmel auf. Engel
verhießen seinen Jüngern, er werde in großer Herrlichkeit
wiederkehren.
2. Apostelgeschichte 1 : 1 2-26 Der Herr erwählte Matthias zum Apostel;
er sollte die Stelle von Judas Iskariot einnehmen.
3. Apostelgeschichte 2:1-47 Am Pfingsttag wurde der Heilige Geist aus-
gegossen. Petrus gab Zeugnis von Christus und viele glaubten seinen
Worten und ließen sich taufen.
4. Apostelgeschichte 3:1-26 Petrus heilte einen Gelähmten am Tempel
und gab Zeugnis von der Wiederherstellung in den Letzten Tagen.
5. Apostelgeschichte 4:1-31 Petrus und Johannes wurden über Nacht
ins Gefängnis geworfen; man verbot ihnen, von Christus zu
predigen. Dennoch gaben sie weiterhin kühn Zeugnis.
6. Apostelgeschichte 4:32-37 Die Mitglieder der Kirche waren „ein Herz
und eine Seele" und „hatten alles gemeinsam" (Vers 32).
7. Apostelgeschichte 5:1-1 1 Hananias und Saphira belogen den Herrn
und starben.
8. Apostelgeschichte 5:17-42 Petrus und Johannes wurden vom
Sanhedrin ins Gefängnis geworfen und von einem Engel wieder
befreit. Trotz aller Warnungen predigten sie weiter von Christus.
9. Apostelgeschichte 6:1 -7 Sieben gläubige Jünger wurden berufen
und eingesetzt; sie sollten den Aposteln zur Seite stehen.
10. Apostelgeschichte 6:8 - 7:60 Stephanus, einer der sieben, gab vor
dem Sanhedrin Zeugnis von Christus. Er wurde gesteinigt.
1 1 . Apostelgeschichte 7:57 - 8:3 Ein junger Rabbi namens Saulus betei-
ligte sich an der Steinigung des Stephanus. Saulus verfolgte die
Kirche mit allen Kräften.
12. Apostelgeschichte 8:4-13 Philippus, der auch zu den sieben Jüngern
gehörte, taufte in Samarien.
1 3. Apostelgeschichte 8:9-25 Petrus und Johannes reisten nach
Samarien, um durch Händeauflegen den Heiligen Geist zu über-
tragen. Simon, ein neues Mitglied, fragte, ob er das Priestertum
kaufen könne, und wurde von Petrus zurechtgewiesen.
14. Apostelgeschichte 8:26-40 Philippus unterwies einen äthiopischen
Kämmerer und taufte ihn.
15. Apostelgeschichte 9:1-22 Als Saulus nach Damaskus unterwegs war,
erschien ihm Jesus. Daraufhin erblindete Saulus. In Damaskus wurde
er wieder geheilt. Er ließ sich taufen und fing an, Christus in den
Synagogen zu predigen.
> CO
3q
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1
53
SP
II
LIAHONA JULI 2003
31
37 n. Chr. 40 n. Chr.
Petrus und
weitere
Apostel
60 n. Chr.
Das Leben
des Paulus
(Saulus)
34 39 «
21 22 26 27 28 29 32 37 46&48W» 54
41
42 * Är"^
61 62 63 64
56 58 59
16. Apostelgeschichte 9:23-26; 2 Korinther
1 1 :32,33; Galater 1 :15-18 Saulus reiste nach
Arabien und kehrte drei Jahre später wieder
nach Damaskus zurück. Als die jüdischen
Führer ihn töten wollten, floh er nach
Jerusalem. Aber viele der dortigen Jünger
bezweifelten, dass sich Saulus wahrhaft bekehrt
hatte. Saulus blieb 15 Tage bei Petrus.
1 7. Apostelgeschichte 9:27 Barnabas setzte sich bei
den Aposteln für den bußfertigen Saulus ein.
18. Apostelgeschichte 9:29,30; Galater 1:21-24
Saulus reiste nach Tarsus und predigte etwa
vier Jahre in Syrien und Zilizien.
19. Apostelgeschichte 9:31-43 Petrus heilte Äneas
und erweckte Tabita vom Tod.
20. Apostelgeschichte 10:1 - 11:18 In einer Vision
erhielt Petrus das Gebot, den Andern das Evan-
gelium zu bringen. Der Heilige Geist kam über
Kornelius und seinen Haushalt und sie ließen
sich taufen.
21. Apostelgeschichte 11:25,26 Saulus diente der
Kirche ein Jahr lang in Antiochia und stand
Barnabas zur Seite.
22. Apostelgeschichte 1 1 :29,30 Saulus und
Barnabas sammelten bei den Mitgliedern in
Antiochia Spenden für die bedürftigen Mit-
glieder in Jerusalem.
23. Apostelgeschichte 12:1,2 Der Apostel Jakobus
wurde von König Herodes Agrippa I. enthauptet.
24. Apostelgeschichte 12:3-23 Petrus wurde ins
Gefängnis geworfen. Ein Engel des Herrn
befreite ihn. Der Engel schlug Herodes und
Herodes starb.
25. Apostelgeschichte 12:25 Barnabas, Markus und
Saulus kehrten nach Antiochia zurück.
26. Apostelgeschichte 13:1-12 Zusammen mit
Barnabas und Markus reiste Saulus nach
Zypern, um dort das Evangelium zu predigen.
Saulus, der nun auch Paulus genannt wurde,
trat seine erste Missionsreise an.
27. Apostelgeschichte 13:13-14:6 Paulus
besuchte Perge, Antiochia in Pisidien und
Ikonion. Uberall hatte er großen Erfolg und
taufte die Menschen.
28. Apostelgeschichte 14:6-19 In Lystra heilte Paulus
einen Gelähmten. Die Bürger glaubten nun, Pau-
lus und Barnabas seien Götter. Später wurde
Paulus gesteinigt und liegen gelassen, weil man
ihn für tot hielt.
29. Apostelgeschichte 14:20 - 15:3 Auch in Derbe
hatte Paulus großen Erfolg. Anschließend kehlte
er nach Antiochia zurück. Unterwegs besuchte er
verschiedene Städte, um die Mitglieder dort zu
stärken.
30. Apostelgeschichte 1 5:4-29; Galater 2:1-3 Petrus
präsidierte über einen Rat der Führer der Kirche
in Jerusalem, wo festgelegt wurde, was die
Andern tun mussten, um gute Mitglieder zu sein.
Paulus, Barnabas und Titus waren ebenfalls
anwesend.
31. Apostelgeschichte 1 5:30-35 Judas und Silas
kehrten zusammen mit Paulus und Barnabas
nach Antiochia zurück. Die Entscheidung, die auf
der Konferenz in Jerusalem getroffen worden
war, wurde mit großer Freude aufgenommen.
32. Apostelgeschichte 1 5:36-40 Zusammen mit Silas
trat Paulus seine zweite Missionsreise an.
33. Apostelgeschichte 16:1 -3 In Lystra schloss sich
Timotheus der Kirche an und leistete von da an
zusammen mit Paulus und Silas Missionsarbeit.
34. Apostelgeschichte 16:8-1 1 Paulus reiste nach
Troas, wo er eine Vision hatte, die ihn und seine
Gefährten anwies, nach Mazedonien zu reisen.
35. Apostelgeschichte 16:10,11 Lukas schloss sich
Paulus und seinen Gefährten an.
36. Apostelgeschichte 16:12-15 In Philippi bekehrten
sich Lydia und ihr Haushalt zum Herrn.
37. Apostelgeschichte 16:1 6-40 In Philippi wurden
Paulus und Silas geschlagen und eingekerkert.
Dann erschütterte ein Erdbeben das Gefängnis.
Daraufhin ließen sich der Gefängniswärter und
seine Familie taufen. Paulus und Silas wurden
aus dem Gefängnis entlassen.
38. Jakobus Jakobus, ein Führer der Kirche in
Jerusalem, schrieb an „die zwölf Stämme, die in
der Zerstreuung leben" (1:1). Dies war wahr-
scheinlich der erste apostolische Brief.
39. Apostelgeschichte 17:1 Paulus und seine
Gefährten reisten über Amphipolis und
Apollonia nach Thessalonich.
40. Apostelgeschichte 1 7:2-9 In Thessalonich
glaubten Jason, ein Verwandter des Paulus, und
andere an Christus. Jason wurde vom Pöbel
gefangen genommen; Paulus und seine
Gefährten entkamen.
41 . Apostelgeschichte 1 7:1 5-34 Paulus ließ
Timotheus und Silas in Beröa zurück und reiste
nach Athen. Dort unterwies er auf dem Areopag
mehrere griechische Philosophen.
42. Apostelgeschichte 18:1-3,5,1 1 In Korinth traf
Paulus wieder mit Silas und Timotheus
zusammen. Dort lehrte und wirkte Paulus
anderthalb Jahre lang.
43. Apostelgeschichte 18:2-18 In Korinth glaubten
Aquila und seine Frau, Priszilla, Justus und
Krispus, der Synagogenvorsteher, an Christus.
Paulus wurde gefangen genommen und zum
römischen Statthalter gebracht.
44. 1 Thessaionicher; 2 Thessalonicher Von Korinth
aus schrieb Paulus zwei Briefe an die Heiligen in
Thessalonich.
45. Apostelgeschichte 18:18-21 Paulus reiste nach
Ephesus und predigte in der Synagoge.
46. Apostelgeschichte 18:21,22 Paulus reiste nach
Jerusalem und begrüßte die Gemeinde dort.
Anschließend kehrte er nach Antiochia zurück.
47. Apostelgeschichte 1 8:24-28 Apollos, ein ägyp-
tischer Jude, kam nach Ephesus und ließ sich
von Aquila und Priszilla unterweisen.
48. Apostelgeschichte 18:23; 19:1 Paulus besuchte
und stärkte die Kirche in Galatien und Phrygien.
Er blieb etwa drei Jahre lang in Ephesus.
49. Apostelgeschichte 19:1-7 Paulus übertrug den
Jüngern, die Apollos getauft hatte, die Gabe des
Heiligen Geistes.
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So
2«
32
50. Apostelgeschichte 19:11 -20 Paulus wirkte in
Ephesus viele Wunder. Die Kirche wuchs,
51 . 1 Korinther Als sich Paulus in Ephesus aufhielt,
schrieb er an die Heiligen in Korinth.
52. Apostelgeschichte 19:23-40 In Ephesus hetzten
Anhänger der griechischen Göttin Artemis die
Bewohner gegen Paulus und die Christen auf.
Gaius und Aristarch wurde vom Pöbel gefangen
genommen, später aber unversehrt wieder
freigelassen.
53. 2 Korinther Als sich Paulus in Mazedonien
aufhielt, schrieb er erneut an die Heiligen in
Korinth.
54. Apostelgeschichte 20:1 -3 Paulus reiste nach
Griechenland und blieb drei Monate dort.
55. Galater Paulus schrieb an die Heiligen in
Galatien.
56. Apostelgeschichte 20:2-6 Paulus bereiste mit
sieben Gefährten die griechischen Städte und
predigte dort.
57. Römer Paulus schrieb an die Heiligen in Rom.
58. Apostelgeschichte 20:6-12 In Troas erweckte
Paulus einen jungen Mann namens Eutychus
wieder zum Leben.
59. Apostelgeschichte 20:1 3-38 Auf dem Weg nach
Ephesus besuchte Paulus die Stadt Milet und
warnte die Mitglieder vor dem Abfall vom
Glauben. Er sagte ihnen, dass er nach
Jerusalem reisen müsse, um das Pfingstfest
dort zu verbringen.
60. Apostelgeschichte 21:1-15 Auf dem Weg nach
Jerusalem besuchte Paulus die Heiligen in Tyrus
und Cäsarea.
61 . Apostelgeschichte 21:16- 23:1 0 Paulus kam
in Jerusalem mit den Führern der Kirche zu-
sammen. Er ging in den Tempel und sorgte
dort für Aufruhr. Er berichtete den Sadduzäern
und den Pharisäern von seiner Bekehrung zu
Christus. Daraufhin wurde er von römischen Sol-
daten verhaftet und zu seiner eigenen Sicherheit
nach Cäsarea gebracht.
62. Apostelgeschichte 23:1 1 - 26:32 Paulus wurde
vor zwei römische Herrscher geführt, nämlich
Festus und Herodes Agrippa II. Paulus berichtete
ihnen von seiner Bekehrung und gab Zeugnis
von Christus. Man beschloss, ihn nach Rom zu
senden und dort vor Gericht zu stellen.
63. Apostelgeschichte 27:1 - 28:16 Unter römischer
Bewachung segelte Paulus nach Rom. Unterwegs
sank das Schiff. Paulus schwamm nach Malta.
Dort überstand er unbeschadet einen
Schlangenbiss und heilte viele.
64. Apostelgeschichte 28:16-31 Zwei Jahre lang
stand Paulus in Rom unter Hausarrest.
65. Epheser; Philipper; Kolosser; Philemon; Hebräer
In Rom schrieb Paulus an die Heiligen in den
Städten Kolossä, Philippi und Ephesus sowie an
einen Jünger namens Philemon. Außerdem
erklärte er den jüdischen Mitgliedern der Kirche,
dass sich das Gesetz des Mose im Gesetz Christi
erfüllt habe.
66. 1 Timotheus 1 :3; 2 Timotheus 4:13,20; Titus 1 :5;
3:1 2 Nachdem man Paulus freigelassen hatte,
reiste er nach Griechenland, wo er wahr-
scheinlich in vielen Städten Mitglieder besuchte.
Möglicherweise predigte er sogar in Spanien.
67. 1 Timotheus; Titus Von Griechenland aus
schrieb Paulus seinen ersten Brief an
Timotheus. Außerdem schrieb er einen Brief
an Titus, der sich in Kreta aufhielt.
68. 1 Petrus Petrus schrieb an die Kirche, wahr-
scheinlich von Rom aus.
69. Markus 1:1; Lukas 1:1-4; Apostelgeschichte 1 :1
Markus und Lukas schrieben ihr Evangelium
nieder; Lukas verfasste außerdem noch die
Apostelgeschichte.
70. Matthäus 1 :1 Matthäus schrieb sein Evangelium
nieder.
71 . 2 Timotheus 4:6 Paulus wurde gefangen
genommen und erneut nach Rom gebracht, um
dort vor Gericht gestellt zu werden.
72. 2 Timotheus Paulus schrieb wieder an
Timotheus. Dies ist sein letzter Brief im Neuen
Testament.
73. Paulus wurde in Rom hingerichtet; damals war
höchstwahrscheinlich Nero Kaiser von Rom.
74. 2 Petrus Petrus schrieb erneut an die Kirche.
75. 2 Petrus 1:14 Petrus wurde wahrscheinlich auch
während der Herrschaft des Nero hingerichtet.
76. Die Römer zerstörten Jerusalem und auch den
Tempel. Viele Juden wurden entweder umge-
bracht oder zerstreut.
77. Judas Judas, der Bruder des Jakobus, schrieb an
die Kirche und warnte sie vor dem Abfall vom
Glauben.
78. Offenbarung 1 :9 Als Johannes in Ephesus
wohnte, wurde er auf die Insel Patmos verbannt.
79. Offenbarung 1 -22 Johannes schaute in einer
Vision den Herrn und empfing eine Botschaft für
sieben Zweige der Kirche. Er schrieb seine Vision
nieder und sandte sie an die Kirche. Außerdem
sah er Ereignisse voraus, die sich in den Letzten
Tagen zutragen sollten, sowie den letzdichen
Triumph Gottes und seines Reiches durch den
Erretter Jesus Christus.
80. Johannes 21 :25 Johannes schrieb sein Evan-
gelium nieder.
81. 1 Johannes; 2 Johannes; 3 Johannes Johannes
schrieb drei Briefe. Darin lehrte er von Christus
und von der Liebe. Er forderte die Mitglieder auf,
treu zur Wahrheit zu stehen.
82. Johannes 21 :20- 24 Johannes wurde verwandelt,
so dass er seine Mission auf der Erde bis zum
Zweiten Kommen des Erretters fortsetzen
konnte.
83. 2 Thessalonicher 2:3 Der große Abfall vom
Glauben.
BUCH MORMON
84. 3 Nephi 11:1 - 26:15 Jesus Christus erschien den
Menschen in Amerika und diente ihnen.
85. 4 Nephi 1 :l-3 Alle bekehrten sich zum Herrn
und „hatten unter sich alles gemeinsam"
(Vers 3).
86. 4 Nephi 1 :7-1 8 Die Menschen bauten ihre Städte
wieder auf. Es gab keinen Streit im Land und
„gewiss konnte es kein glücklicheres Volk" geben
(Vers 16).
87. 4 Nephi 1:19 Es herrschte Frieden im Land.
Nephi übergab die Aufzeichnungen seinem Sohn
Arnos.
LIAH0NA JULI 2003
33
Abschluss
Wäre es
wirklich so
schlimm,
bei unserer
Abschlussfeier
einmal etwas
Champagner
zu trinken? Ja,
denn ich weiß,
wofür ich
einstehe.
GABRIEL GONZALEZ
^ ein Freund Jorge reichte mir sein
Champagnerglas über den Tisch
_j und bot mir einen Schluck an. Das
überraschte mich. Er wusste doch, dass ich
Heiliger der Letzten Tage war und mein
Glaube es mir untersagte, Alkohol zu
trinken. Also schüttelte ich höflich den Kopf,
um ihm klar zu machen, dass ich auch dieses
Mal - wie stets zuvor - keinen Alkohol
trinken würde.
Er schlug sich mit der Hand an die Stirn
und rief: ^ero es nuestra graduaciön!"
(Aber heute ist doch unsere Abschlussfeier!)
Ja, es war unsere Schulabschlussfeier.
Und das ist bei uns in Ecuador immer
ein großes Fest. Der Abend hatte mit
einem offiziellen Essen für die ganze
Familie begonnen. In der Mitte eines
jeden Tisches stand eine Flasche
Champagner. Gut geschulte Kellner ser-
vierten ein exzellentes Mahl. Nach dem
Essen tanzten die Schüler mit ihrem Vater
bzw. ihrer Mutter einen Walzer.
Schließlich waren alle Eltern gegangen.
Nur wir Schüler und unsere Freunde blieben
zurück. Es war schon Mitternacht, als Jorge
auf mich zukam und mir etwas von seinem
Champagner anbot. Jorge meinte, dieses
eine Mal könnte mir doch nichts schaden.
X. J
vor allem, wenn man bedachte, dass dies ein einmaliges
Ereignis war und man darauf einfach trinken musste.
Ich antwortete schlicht: „Ich weiß, dass dies unsere
Abschlussfeier ist. Aber das spielt keine Rolle."
Während meiner Schulzeit war ich immer wieder zum
Trinken und zum Rauchen aufgefordert worden, hatte
aber stets abgelehnt und erklärt, meine Religion lehre,
dass Trinken und Rauchen
schädlich seien. Meistens
ließen meine Freunde
es nach dieser
Erklärung dann gut
sein. Aber ich
wusste natürlich
nicht, wie sie es
wirklich auf-
nahmen, wenn
ich sie abwies.
Zu meiner Überraschung lächelte Jorge, streckte mir
die rechte Hand entgegen, ergriff meine Hand und
schüttelte sie. Dabei sagte er nur: „Das bewundere ich
wirklich an dir." Mit diesen Worten ging er weiter.
Als ich später darüber nachdachte, was sich an diesem
Abend zugetragen hatte, fiel mir der Rat ein, den Präsident
Gordon B. Hinckley uns einmal erteilt hat, nämlich dass
wir für etwas einstehen müssen (siehe „Dem Glauben
treu", Der Stern, September 1996, Seite 5.) Jorge und
meine übrigen Freunde sahen es so, dass ich für etwas
einstand. Mir wurde bewusst, dass wir oft meinen, wir
würden uns unbeliebt machen, wenn wir das Rechte tun.
Das mag zwar hin und wieder stimmen, aber meistens
merken sich die Leute unser Verhalten und betrachten
die Heiligen der Letzten Tage als Volk, das für etwas ein-
steht, was bewundernswert ist. ■
Gabriel Gonzalez gehört zum Zweig Mount Ensign 3 (spanisch),
Pfahl Salt Lake.
36
GEHEIMNISVOLLEN LAND
lim
wo die Missionare nicht predigen dürfen,
wächst dieser Zweig, der fünfzig Mitglieder
hat. Ein großer Teil dieses Erfolgs ist den
jungen Menschen zu verdanken, die zu Pionieren für
die Kirche und für das Christentum in Nepal geworden
sind.
Wie schaffen sie es, so großen Erfolg zu haben und
jedes Jahr etwa zwölf Taufen zu verzeichnen, wo es doch
keine Vollzeitmissionare gibt, die das Evangelium ver-
breiten könnten? Ein Nepalese, der sich zur Kirche bekehrt
hat, kann ja seine Landsleute unterweisen, und die jungen
Leute hier haben keine Angst davor, über ihren neuen
Glauben zu sprechen.
Schwestern und Freundinnen
Wenn man die dreizehnjährige Manita Maharjan nach der
Kirche fragt, erzählt sie einem fröhlich ihre Geschichte - in
schönstem Englisch. Im Alter von sieben Jahren wohnte sie
in der Nähe von zwei Freundinnen, nämlich den Schwestern
Usha und Sabita Thapa, die sich der Kirche angeschlossen
hatten. Sie nahmen sie regelmäßig mit zur Kirche und
Manita erzählt, sie habe sich dort immer sehr wohl gefühlt.
„Die Mitglieder des Zweigs haben mir schon als kleines
Mädchen so viel Liebe entgegengebracht", sagt sie. „Als ich
LIAHONA JULI 2003 37
älter wurde, lernte ich Klavier-
spielen und Dirigieren und ent-
wickelte meine Talente. Ich lernte,
wie man betet und das Evangelium
studiert. Ich danke Usha und Sabita dafür,
dass sie mich in diese Welt voller Glück
geführt haben." Manita ist in der Schule die
Klassenbeste und bringt häufig ihre Schul-
freundinnen mit zur Kirche.
Diese selbe Liebe hat auch bald ein wei-
teres Mädchen zur Kirche geführt. Monika
Gurung ist inzwischen 14 Jahre alt. Auch sie
nahmen die beiden Schwestern unter ihre
Fittiche. Monikas Familie gehörte bereits dem
Christentum an, aber sie sagt, dass sie über-
große Freude spürte, als sie sich der Kirche
anschloss. „Hier hat mich jeder lieb und ich
liebe jeden", erklärt sie. „Ich bin zwar noch
immer das einzige Mitglied in meiner Familie,
aber ich nehme jeden Sabbat meine kleinen
Brüder mit zur Kirche." (In Nepal ist der
Sabbat am Samstag.)
Auch Monika ist eine hervorragende
Schülerin. Sie durfte in der Schule ein Referat
über die Kirche und das Buch Mormon
halten. Das ist zwar etwas ungewöhnlich,
aber Monika durfte das Referat deshalb
halten, weil sie eine so gute Schülerin ist.
Um zu zeigen, wie sehr sie ihre Kultur
lieben, tanzen Monika und Manita nepalesische
Volkstänze in der Volkstracht, und zwar voller
Anmut und mit großem Können.
Wahrhaft engagiert
Am Tag nach
der Taufe von
Veswengal
1
Manita Maharjan
(oben) tritt in einer
Talentshow ihres
Zweiges auf. Usha
Thapa, Preeti Khadgi
und Manita (oben
rechts) besuchen
den Tempel Sway-
ambhunath. Monika
Gurung (ganz rechts)
trainiert mit
Freundinnen. Heilige
Schreine mit Statuetten
säumen diese Straße
in Bhaktapur (rechts).
Manita Maharjan
Gharti Chhetri (genannt G.C.) rief eine
politische Gruppierung in Nepal einen bund
(Streik) aus. Das bedeutete, dass auf den
Straßen keine Fahrzeuge fahren durften.
Doch G.C., der weit von dem Stadtteil ent-
fernt wohnt, wo sich der Zweig versammelt,
wusste, dass die Mitglieder auf ihn warteten,
weil er konfirmiert werden sollte. Deshalb
nahm er einen zweieinhalbstündigen Fuß-
marsch auf sich - über Straßen, die nun nicht
wie sonst voller Autos waren, sondern voller
Menschen und streunender Tiere.
Von der Kirche erfuhr er zum ersten Mal
an der Schule, wo er Lehrer ist. Er hörte
nämlich, wie eine junge Lehrerin, die Mitglied
der Kirche war, mit dem Rektor über das
Evangelium sprach. Da trat er schnell auf
Usha Thapa
Ramesh Shrestha zu und fing an, ihr Fragen zu stellen.
Heute ist er 21 Jahre alt, gehört seit einigen Monaten
selbst zur Kirche und ist als JM-Leiter berufen worden.
G.C. sagt: „Die Kirche war mehr, als ich erwartet hatte."
Ihm gefällt das Konzept der ewigen Ehe, der Ent-
scheidungsfreiheit, des Wortes der Weisheit und des
Erlösungsplans. G.C. zeichnet sich durch Warmherzigkeit
und große Menschenliebe aus. Damit ist er ein Naturtalent
für seine zweite Berufung als Zweigmissionar. Wenn man
ihn fragt, warum er so gerne das Evangelium predigt, ant-
wortet er: „Es ist nicht gut, wenn man etwas so Köstliches
für sich behält."
Liebe - das ist wohl das Geheimnis hinter dem
Wachstum des Zweiges in Katmandu.
Sich zu neuen Höhen aufschwingen
Wie die schroffe Himalajakette im
Norden - geologisch ein relativ junges
Gebirge, das aufgrund -mmmagtUKL.
natürlicher Einflüsse
ständigen Veränderungen unterworfen
ist - verändert sich auch das Leben der
jungen Menschen durch das Evangelium.
Der 16jährige Suman Shilpakar meint,
die Kirche habe sein Leben sehr positiv
verändert. Er ist nicht mehr schüchtern
und unsicher. Er weiß, dass in den heiligen
Schriften die Antworten auf alle seine
Fragen zum Leben zu finden sind. H
Preeti Khadgi sagt, sie sei freundlicher
geworden und unterhalte sich lieber als früher mit
Menschen, seit sie Mitglied der Kirche geworden sei.
Preeti gehört zu den wenigen
jungen Leuten, deren ganze
Familie sich der Kirche
angeschlossen hat.
Zuerst hat sich ihr Vater
Veswengal Gharti
Chhetri
taufen lassen. Er war übrigens der erste Nepalese, der in
Nepal getauft wurde, und dient heute als Zweigpräsident.
Ehe sich Preetis Mutter der Kirche anschloss, hatte sie
einen Traum, in dem sie den Weg fand, wie sie „aus allen
ihren Kindern gute Kinder machen" konnte. Für die
Khadgis geht dieser Traum mit der Kirche in Erfüllung.
lernen. Ich erklärte ihm aber, dass ich nicht
kommen könnte, weil ich zur Kirche
gehen müsste."
„Ist das denn notwendig?", fragte er.
„Ja", gab Preeti zur Antwort. „Ich muss
dort unterrichten." Später bestand sie die
schwierige Prüfung und durfte weiter zur
Schule gehen. „Ich betete darum, dass der
himmlische Vater mir helfen möge, alles zu
behalten, was ich gelernt hatte", erzählt sie.
Eine alltägliche Herausforderung
In den meisten nepalesischen Familien ist
es Sitte, morgens als Erstes eine Tasse Tee
mit Milch zu trinken. In jedem Haus und in jedem kleinen
Geschäft entlang der engen Straßen wird auf einem
kleinen Ofen Tee gekocht. Deshalb war es für viele junge
40
Preetis Bruder, Pratik, dient
derzeit in der Mission
Bangalore in Indien.
In Nepal müssen die
Schüler nach der zehnten
Klasse eine Prüfung machen,
damit sie weiter zur Schule
gehen dürfen. Wer die
Prüfung nicht besteht, dessen
Schulausbildung ist zu Ende.
Preeti erzählt: „Einer meiner
Lehrer wollte, dass ich
am Sabbat in die
Schule kam,
um dort zu
im
Leute zuerst schwer, das Wort der Weisheit
zu halten.
Als Deepak Shresthas älterer Bruder -
der erste Einheimische, der auf Mission
ging - ihm erzählte, die Kirche sei das
Beste auf der ganzen Welt, fand Deepak das
interessant. Dann forderte sein Bruder ihn
auf, nach dem Wort der Weisheit zu leben.
Deepak merkte schnell, wie klug dieses
Gesetz ist, denn „es beeinflusst die
Zukunft". Mit der Entscheidung, das Wort
der Weisheit zu halten, begann Deepaks
festes Zeugnis vom Evangelium, das immer
weiter wächst.
Die Hoffnung auf eine Übersetzung des
Buches Mormon ins Nepalesische
Der 17-jährige Bikki Sahi hat sich vor
kurzem taufen lassen und ist - wie viele
andere Jugendliche hier - in seiner Familie
das einzige Mitglied der Kirche. Er ist fest
davon überzeugt, dass
er „den richtigen
Weg gewählt" hat
Bikkis Zeugnis
Durch Thulogaau
(ganz links) fließt ein
Fluss in der Nähe
eines Klosters (siehe
Seite 36). Eine Straße
in Bungmati (links)
in der Nähe von
Katmandu. Preeti
Khadgi (oben links)
führt einen Volkstanz
auf. Der Gipfel des
Machhapuchhare
(oben) ist mit Schnee
bedeckt. Pratik
Khadgi und Bikki
Sahi bei Bikkis
Taufe (unten).
Bikki Sahi
ist zwar noch jung, aber trotzdem fest. Er
gibt auch gern Zeugnis. „Als ich zum ersten
Mal in die Kirche kam, spürte ich Frieden
im Herzen", sagt er. „Außerdem hatte ich
das Gefühl, Spannungen und Traurigkeit
seien verflogen. Die Brüder und Schwes-
tern dort haben mir Liebe entgegen-
gebracht und mir von Jesus Christus und
dem Buch Mormon erzählt. Als ich die
Gebote befolgte, gelang es mir, schlechte
Gewohnheiten abzulegen. Das war ein
gutes Gefühl. Ich weiß, dass Jesus der
Messias ist und dass das Buch Mormon
wahr ist."
Die jungen Leute beklagen nur, dass es
das Buch Mormon nicht in nepalesischer
Sprache gibt. Wer nicht gut Englisch kann,
für den ist es schwer, das Evangelium zu
studieren. Er muss dann gläubig annehmen,
was andere ihm sagen, und im Unterricht
so viel wie möglich lernen. Doch selbst
diejenigen, die fließend Englisch können,
haben zu kämpfen.
Doch obwohl die jungen Leute auf das
Buch Mormon in nepalesischer Sprache ver-
zichten müssen, sind sie doch mit der Schule,
der Kirche und kulturellen Aktivitäten vollauf
beschäftigt. Sie singen, machen nepalesische
Volkstänze und spielen Klavier. Sie spielen
Bowling, gehen klettern und versuchen
sich in Golf und Tai Bo. Sie machen Dienst-
projekte und sind gerne mit ihren Freunden
innerhalb und außerhalb der Kirche
zusammen. Sie gehen das Leben voller
Begeisterung an.
Inmitten der unglaublich schönen Berge
und Täler Nepals erklingt eine helle Stimme.
Sie ist jung, lebhaft und voller Glauben.
Diese jungen Leute sind Pioniere im
wahrsten Sinne des Wortes. Sie bringen in
ihrer Heimat das Evangelium voran. Und sie
werden weiter daran arbeiten, ihre Lands-
leute durch ihre Liebe zum Evangelium zu
führen, bis einmal der Tag kommt, wo Nepal
seine Tore für die Missionare öffnet.
Namaste. ■
Lynne S. Topham dient mit ihrem Mann, W. Sanford
Topham, in der Mission Bangalore in Indien. Sie
gehören zur Gemeinde Parowan 4 im Pfahl
Parowan, Utah.
LIAHONA JULI 2003
41
STIMMEN VON HEILIGEN DER LETZTEN TAGE
Ihre Pflege war mir anvertraut
Annette Candland Alger
Früh an einem Januarmorgen
fuhren mein Mann und ich ins
Krankenhaus, wo unser fünftes
Kind, Charlotte, geboren werden
sollte. Ich hatte mir schon während
der Schwangerschaft immer wieder
Sorgen gemacht und fragte meinen
Mann nun ängstlich: ,Was ist, wenn
unser Baby nicht gesund ist?"
„Dann lieben wir es trotzdem",
gab er tröstend zur Antwort.
Als meine Tochter schließlich im
Kreißsaal neben mir lag, schaute ich
sie mir genau an. Sie sah ganz normal
aus. Aber als man sie eilends forttrug,
fragte ich beunruhigt: ,Was ist los? Ist
mit meinem Baby alles in Ordnung?"
„Der Arzt wird sich mit Ihnen
unterhalten", gab die Schwester
zur Antwort. Mein Magen zog sich
zusammen und die schlimmsten
Ängste drängten an die Oberfläche.
Der Arzt erklärte uns dann bald,
dass unser Baby am Down-Syndrom
Als die Krankenschwester
Charlotte eilends forttrug,
fragte ich beunruhigt: „Wös
ist los? Ist mit meinem Baby alles
in Ordnung?" „Der Arzt wird sich
mit Ihnen unterhalten", gab die
Schwester zur Antwort.
leide. Kummer, Ungläubigkeit, Wut
und Schuldgefühle stiegen in mir
hoch.
.Warum wir? Warum Charlotte?",
fragte ich. Meine Welt stand Kopf und
ich wusste nicht, wie ich mit dieser
Situation fertig werden sollte.
Mit Charlottes Geburt begann
eine schwere Zeit. Kurz danach erlitt
meine Schwiegermutter einen
Schlaganfall, zwei unserer Autos
gingen kaputt, unsere Firma geriet
in Schwierigkeiten, Charlotte musste
an Augen, Ohren und am Herzen
operiert werden und die Arztrech-
nungen strömten nur so ins Haus.
Eines Tages war es besonders
schlimm. Da ging ich mit Charlotte
in unser Schlafzimmer und sprach
mutlos ein Gebet: „Himmlischer Vater,
das hier ist mehr, als ich ertragen
kann. Bitte hilf mir." Dann stand ich
langsam wieder auf und schaltete die
Fernsehnachrichten ein, um mich
abzulenken.
Das beherrschende Thema war
ein Flugzeugabsturz, bei dem alle
Passagiere ums Leben gekommen
waren. Zum ersten Mal hörte ich mir
die Nachrichten von einem anderen
Blickwinkel aus an. „Irgendeine Frau
hat bei diesem Absturz ihren Mann
verloren", überlegte ich. Wenn ich
tauschen könnte, wäre ich dann
lieber Witwe?
Als Nächstes ging es um einen
jungen Mann, der verhaftet worden
war, weil er Drogen verkaufte. Ich
dachte: „Der Junge hat doch eine
Mutter. Wäre ich lieber seine
Mutter?" Nach und nach wurde mir
ein einfacher Grundsatz bewusst:
Wir alle müssen Prüfungen durch-
stehen, die uns helfen, Fortschritt
zu machen.
Ich schaute zu Charlotte hinüber.
Da war mir, als hörte ich jemanden
sagen: ,Warum bist du so traurig, wo
der himmlische Vater dir doch ein
süßes kleines Baby geschenkt hat, das
du lieben sollst?" Das war die Antwort.
Kein Flugzeugabsturz, kein Sohn, der
Drogen verkaufte - ich sollte die
kleine Charlotte lieben. Der himm-
lische Vater hatte mich nicht verlassen,
sondern mir vielmehr ein Kind anver-
traut, das besondere Pflege brauchte.
Als mir bewusst wurde, wie grofs" das
Vertrauen war, das der himmlische
Vater mir geschenkt hatte, spürte ich,
wie die Verbitterung wich.
Charlotte hat uns Frieden und
Wertschätzung gelehrt. Obwohl es
auch schwierige Zeiten gibt, gehört
sie doch zu unserer Familie. Sie ist
ein kleines Stück vom Himmel, das
uns geschenkt wurde und das wir
lieben sollen. ■
Annette Candland Alger gehört zur
Gemeinde Enterprise 2 im Pfahl Enterprise,
Utah.
Nicht ich habe
Gott gefunden
- Gott hat
mich gefunden
Jochen A. Beisert
1975 waren meine Frau Sabine
und ich jung verheiratet und hatten
einen 16 Monate alten Sohn. Wir
wohnten in Celle, das damals zur
Mission Hamburg gehörte.
Wahrscheinlich hätten die Mis-
sionare unser Haus, das hinter einer
Tankstelle und einer Autoreparatur-
werkstatt versteckt lag, gar nicht
gefunden. Aber sie fanden mich - als
ich eines sonnigen Junitages auf dem
Bahnhof auf einer Bank saß. Wahr-
scheinlich rauchte ich da gerade eine
Zigarette.
Die beiden jungen Amerikaner
stellten sich als Repräsentanten einer
Kirche vor. Ich weiß nicht mehr,
worüber wir sprachen, aber es muss
mich interessiert haben, denn ich
erklärte mich mit einem Besuch am
nächsten Tag bei uns zu Hause ein-
verstanden.
Sie kamen pünktlich und fingen
an, Grundsätze mit uns zu
besprechen, an die die meisten
Menschen glauben. Sowohl Sabine
als auch ich standen ihnen positiv
gegenüber. Wir unterhielten uns
gerne mit ihnen. Doch dann kam
die Sprache auf Gott. Ich erklärte
ihnen, dass ich weder an Gott noch
an Jesus Christus glaubte. Das schien
die Missionare traurig zu stimmen.
Als sie gingen, gaben sie uns
eine Broschüre, in der es um das
Erscheinen Jesu Christi in Amerika
ging-
Wir machten keinen neuen Termin
aus, lasen aber die Broschüre auf-
merksam durch. Irgendwie hatten
wir das Gefühl, diese beiden Ame-
rikaner seien verrückt. Christus in
Amerika! Wer hatte so etwas schon
einmal gehört?
Eines Sonntags im September
befanden wir uns in der Nähe des
Hauses einiger Freunde, die wir
schon mehrere Monate nicht mehr
gesehen hatten. Wir beschlossen, sie
einfach zu besuchen. Sie machten
sich gerade fertig, um in ihre neue
Kirche zu gehen, von der sie ganz
begeistert waren. Ganz spontan ent-
schlossen wir uns, sie zu begleiten.
Auch wir fanden die Atmosphäre im
Zweig ansprechend, und alles, was
wir hörten, kam uns interessant und
glaubwürdig vor. Am darauf folgen-
den Sonntag wollten wir unbedingt
wieder hingehen.
Schon bald erfuhren wir von den
Vollzeitmissionaren und den Mit-
gliedermissionaren alles über die
Kirche. Bruder Horst Klappert unter-
richtete eine Klasse für Untersucher.
Mit Horst und seiner Frau Rotraud
hatten wir viel gemeinsam. Wir
wurden gute Freunde. Schon bald
luden uns die Mitglieder zu allen
möglichen Veranstaltungen ein. Wir
genossen so manch schönen Abend,
der ganz anders war als alles, was wir
gewohnt waren.
Einer der Vollzeitmissionare hieß
Max Fisher. Als wir die zweite oder
dritte Lektion durchgenommen
hatten, bat mich Eider Fisher - mich,
Jochen Beisert, der nicht an Gott
glaubte - ein Gebet zu sprechen. In
diesem Augenblick fiel mir ein
LIAHONA JULI 2003
43
Ereignis ein, das schon über zehn
Jahre zurücklag.
Ich hatte damals in einem großen
Wohnblock in Osnabrück gewohnt,
wo fast niemand den anderen
kannte. Meine Wohnung lag der
Wohnung einer älteren Frau namens
Köhler gegenüber. Eines Tages fragte
sie mich, ob ich ihr einen Faden in
die Nadel fädeln könne. Dazu war ich
gerne bereit. Im Laufe der nächsten
Monate besuchte ich sie ein-, zweimal
in der Woche, um ihr behilflich zu
sein oder mich einfach nur mit ihr zu
unterhalten. Wahrscheinlich war ich
seit vielen Monaten der erste
Mensch, der mit ihr sprach.
Kurz bevor ich in einen anderen
Stadtteil zog, lud Frau Köhler mich zu
sich ein und dankte mir dafür, dass ich
ihr den Faden in die Nadel gefädelt
und ihr noch in vielerlei anderer
Hinsicht geholfen hatte. Dann bat sie
mich, in ihrem Lieblingsstuhl Platz zu
nehmen. Sie öffnete eine Schublade,
nahm ein altes Gesangbuch heraus
und sang mit zitternder Stimme drei
Strophen des Liedes „Großer Gott,
wir loben dich".
Ich war gerührt. In jenem Augen-
blick wusste ich ganz sicher, dass es
einen Gott gibt, dass er mein Vater
ist und dass ich ihm am Herzen
liege. Dieses Erlebnis stimmte mich
demütig. Ich versprach Frau Köhler,
sie so oft wie möglich zu besuchen.
Fünf Wochen später stand ich
wieder vor dem Wohnblock und
klingelte. Eine mir unbekannte
Stimme erklärte mir über die Sprech-
anlage, dass Frau Köhler zwei Wochen
zuvor gestorben sei. Das tat mir sehr
Leid.
Im Laufe der Jahre hatte ich dieses
Erlebnis über der Hektik in meinem
Leben und den vielen Prüfungen
ganz vergessen. Doch als ich nun zu
beten anfing, fiel mir alles wieder
ein. Ich redete aufrichtig mit dem
himmlischen Vater. Alle Anwesenden
- unsere Freunde, die sich
vor kurzem bekehrt
hatten, und die Missionare - spürten
den Geist und waren den Tränen
nahe. Einige Wochen später, nämlich
am 18. Oktober 1975, wurde ich von
Eider Fisher getauft. Sabine wurde
von einem unserer Mitgliedermis-
sionare getauft.
Als ich ungefähr ein Jahr später
meinen Patriarchalischen Segen emp-
fing, sagte der Patriarch: „Der Herr
möchte Sie wissen lassen, dass nicht
Sie ihn gefunden haben. Er hat nach
Ihnen Ausschau gehalten und
Sie für einen weisen Zweck
Frau Köhler nahm ein altes
Gesangbuch aus der
Schublade und sang
mit zitternder Stimme drei
Strophen des Liedes „Großer
Gott, wir loben dich".
gefunden." Der Patriarch konnte gar
nicht wissen, wie viel mir dieser Satz
bedeutete.
Sabine und ich bekamen schließ-
lich noch drei weitere Kinder, die alle
in der Kirche aufwuchsen. Wie Frau
Köhler, meine liebe alte Nachbarin,
haben auch wir allen Grund zu
singen: „Großer Gott, wir loben
dich". Ich bin dem Herrn so dankbar
dafür, dass er mich und meine
Familie zur Wahrheit gefuhrt hat. ■
Jochen A. Beisert gehört zum Zweig Worms
im Pfahl Mannheim.
Danke,
Mrs. Pfeil
Carl Nelson
Als mich eine Geschäftsreise
wieder nach Mansfield in
Massachusetts führte, wo
ich aufgewachsen war, rief ich die
Website meiner alten Mittelschule
auf. Am Ende der Liste mit den
Namen der derzeitigen Lehrkräfte
stand Mrs. Christine Pfeil, bei der ich
in der achten Klasse Englischunter-
richt gehabt hatte und die mich sehr
beeinflusst hatte.
Als ich in der achten Klasse war,
gab es nämlich bei uns zu Hause
Probleme. Das machte mich wütend
und ich hatte keinen Sinn mehr für
Hausaufgaben. Die anderen Lehrer
achteten nicht besonders darauf,
dass sich meine Einstellung geändert
hatte und meine Noten schlechter
wurden. Doch Mrs. Pfeil interessierte
sich für mich. Sie gab sich nicht
zufrieden, wenn ich nicht mein
Bestes getan hatte. Oft schrieb sie
mir unter meine Aufgaben: „Du
kannst es besser - versuch es noch
einmal." Widerwillig machte ich die
Aufgabe dann noch einmal und über-
legte. „Also gut. Sie wollen etwas
Besseres? Ich gebe Ihnen etwas Bes-
seres!" Wenn sie den Unterricht
hielt, hatte ich das Gefühl,
intelligent zu sein und geschätzt
zu werden. Als ich die Qualters
Middle School nach der achten
Klasse verließ, wusste ich, dass ich
ein guter Schüler sein konnte. Und
das alles, weil Mrs. Pfeil an mich
geglaubt hatte.
Als ich ihren Namen an jenem
Tag auf der Website sah, war es mir
plötzlich unendlich wichtig, ihr so
schnell wie möglich zu erzählen,
wie sehr sie mich beeinflusst hatte.
Ich nahm mir vor, sie ausfindig zu
machen. Also entschuldigte ich mich
am nächsten Mittag bei der Sitzung
und machte mich auf den Weg nach
Qualters.
Ich stand gerade vor ihrer Klas-
sentür, als ich sie den Flur ent-
lang auf mich zukommen sah.
„Carl Nelson!", rief sie. „Ich
habe dich seit 25 Jahren nicht
gesehen! Was machst du hier?"
Weil ich die Worte, die mir
auf der Seele lagen, unbedingt
loswerden wollte, fing ich unver-
mittelt an zu sprechen: „Ich habe
das Gefühl, dass ich Ihnen sagen
muss, was für eine wichtige Rolle
Sie in meinem Leben gespielt
haben. In der achten Klasse hatte
ich eine schwierige Phase, aber
Sie haben von mir verlangt, mein
Bestes zu geben. Das hat damals
kaum jemand sonst getan. Und weil
Sie an mich geglaubt haben, habe
ich angefangen, auf meine eigenen
Fähigkeiten zu vertrauen. Ich weiß
nicht, wie mein Leben ohne eine
Lehrerin wie Sie verlaufen wäre."
Bei meinen Worten stiegen Mrs.
Pfeil die Tränen in die Augen. „Ich
muss dir etwas erzählen", sagte sie.
„Ich wollte immer Schriftstellerin
werden, obwohl ich das Gefühl
hatte, Gott wollte, dass ich Lehrerin
würde. Gerade gestern Abend habe
ich traurig darüber nachgedacht,
dass mich eigentlich niemand je für
meine Arbeit gelobt hat. Ich sagte
Gott, wenn mir am nächsten Tag
nicht jemand danken würde, würde
ich den Lehrberuf aufgeben und
mich der Schriftstellerei widmen.
Und nun kommst du nach all dieser
Zeit hierher und bedankst dich
gerade heute bei mir - diese Seg-
nung ist fast schon zu groß!"
Mrs. Pfeil und ich konnten uns
nicht länger unterhalten, da ihre
Schüler nach und nach eintrafen.
Ich machte mich wieder auf den
Weg. Es stimmte mich demütig, dass
der himmlische Vater sich meiner
bedient hatte, um einem seiner
Kinder zu helfen. Als ich über meine
kurze Begegnung mit Mrs. Pfeil nach-
dachte, wurde mir bewusst: Wer
wir auch sein und welcher Kirche
wir auch angehören mögen - der
liebevolle himmlische Vater wirkt in
unserem Leben und erhört unser
Beten. ■
Carl Nelson gehört zur Gemeinde
Hingham im Pfahl Ringham,
Massach usetts.
arl Nelson!",
rief Mrs. Pfeil
„Ich habe dich
25 Jahren nicht
Hätten Sie's gewusst?
Die Blaskapelle von Nauvoo
Der Weg in das Salzseetal war nicht
nur von Tränen und Schwierigkeiten
gesäumt. Die Heiligen waren trotz der
schwierigen Lage ein fröhliches Volk.
So fanden sie auf dem Zug nach
Westen immer wieder eine
Gelegenheit, zu singen und zu
tanzen.
Ab 1842 begleitete die Blas-
kapelle von Nauvoo unter der
Leitung von William Pitt die
Nauvoo-Legion musikalisch
während des Drills und spielte auch zu
besonderen Anlässen auf. Als die Mit-
glieder Nauvoo verließen, sorgte die
Kapelle unterwegs für Unterhaltung.
Während des Zugs durch Iowa spielte
die Blaskapelle auch für die dortigen
Siedler. So verdienten die Musiker
Geld und trugen Vorräte für die
Bedürftigen zusammen. Während des
Zugs nach Westens gingen die Mit-
glieder der Kapelle ihren eigenen Weg,
fanden sich aber später in Utah wieder
zusammen und traten auch eine ganze
Zeit zusammen auf.
„Kommt, Heiige, kommt!"
Für die meisten Mitglieder ist das
Lied „Kommt, Heiige, kommt!" wohl
die Hymne der Pioniere. Es wurde
von einem Mitglied der ersten
Pionierkompanie geschrieben, die
Nauvoo im Jahre 1846 verließ.
William Clayton machte sich
Sorgen wegen seiner Frau. Er hatte
sie in Nauvoo zurücklassen müssen,
weil sie schwanger war und nicht
mitkommen konnte. Als er das Lied
„Kommt, Heiige, kommt!" schrieb,
hatte er gerade von der Geburt
seines Sohnes erfahren und wusste,
dass die Familie nun bald wieder
zusammen sein würde. Eigentlich
schrieb er ja nur einen neuen Text
zu einer alten Melodie. Doch der
neue Text war bei den Mitgliedern
auf dem Weg nach Westen bald sehr
beliebt, denn sie brauchten ja Lieder,
die sie aufrichteten und ihnen durch
die mit der Reise verbundenen
Schwierigkeiten halfen.
Viele Pioniere starben, ehe sie ihr
Ziel erreicht hatten, doch ihrer
Glaubenstreue wegen können wir
heute glücklich sein. Wir müssen ihr
Erbteil der Glaubenstreue wei-
tergeben und verkünden: „Alles
wohl, alles wohl!" (Gesangbuch,
Nr. 19.)
„Wie die
Pioniere des
Jahres 1847, die
sich auf ihrer
Reise nach Westen
ziemlich dicht an
das Leben spen-
dende frische Wasser der Flüsse
hielten, ... müssen auch wir dem
lebendigen Wasser Christi folgen
und davon trinken, um auf
unserer Reise durchs irdische
Leben unseren Glauben zu
erneuern und in unseren
Bemühungen gestärkt zu
werden. "
Eider M. Russell Ballard vom Kollegium
der Zwölf Apostel, „Sie brauchen sich
vor der Reise nicht zu fürchten".
Der Stern, Juli 1 997, Seite 60.
Testen Sie Ihr Wissen
1. Als die Mitglieder Winter
Quarters verließen (siehe LuB 136),
ließ Präsident Brigham Young sie
Kompanien zu 100, 50 und 10 Mann
bilden. Jede Kompanie wurde von
einem Hauptmann geführt. Wie hieß
die größte Abteilung, die Präsident
Young selbst führte?
a) Brighams Pioniere
b) Zionslager
c) das Lager Israel
2. Wie lange braucht man mit dem
Auto von Winter Quarters in Nebraska
ins Salzseetal?
a) ungefähr 8 Stunden
b) ungefähr 15 Stunden
c) ungefähr 34 Stunden
3. Wie lange brauchten Präsident
Young und seine Kompanie für den
Weg von Winter Quarters ins
Salzseetal?
a) ungefähr 3 Monate
b) ungefähr 5 Monate
c) ungefähr 8 Monate
v£ 'qz 'oi -Sunsgifriy
Wie man die
Juli-Ausgabe 2003
des Liahona
verwenden kann
Anregungen für das Gespräch
• „Der Glaube unserer Väter", Seite 16: Eider Joseph B. Wirthlin hält uns vor
Augen, dass wir denen Dankbarkeit schulden, die uns vorangegangen sind, und
erklärt, dass wir unsere Schuld teilweise dadurch abtragen können, dass wir
anderen Menschen dienen. Besprechen Sie, wie Sie und Ihre Familie dienen
können. Setzen Sie sich das Ziel, jemandem vor dem nächsten Familienabend
konkret zu helfen. Denken Sie beim Dienen daran, dass Opferbereitschaft und
Selbstlosigkeit Sie mit den Pionieren verbinden, die Opfer gebracht haben, um
das Gottesreich aufzubauen.
• „Ein ehrenvoller Abschluss", Seite 34: Sprechen Sie darüber, was für
Möglichkeiten wir Heilige der Letzten Tage haben, „für etwas einzustehen".
Besprechen Sie auch, wie sich unsere Entscheidungen positiv oder negativ auf
andere Menschen auswirken können.
• „Das Gebet als Rettungsanker", KL2: Präsident James E. Faust erzählt von
einer Familie, vor deren Haus eine Bombe niederging. Das Bombenräumkom-
mando war erstaunt, dass die Bombe nicht explodiert war, aber die Familie
kannte den Grund dafür. Besprechen Sie, was geschehen kann, wenn eine
Familie gemeinsam betet.
FOTO VON KELLY LARSEN; ES SIND NICHT DIE
TATSÄCHLICHEN PERSONEN ABGEBILDET;
HINTERGRUNDFOTO VON FLOYD UND TOM HOLDMAN
Themen in dieser Ausgabe
KL=Kleiner Liahona
Apostel 31, KL4
Auferstehung 26
Behinderung 42
Beispiel 16, 34
Bekehrung 42
Besuchslehren 25
Beten KL2
Beziehungen in der
Familie 2, KL2, KL16
Dankbarkeit 42
Dienen 21, 42
Ehe 2
Familienabend 48
Führerschaft 48, KL4
Gehorsam 25, KL14
Geschichte der Kirche 47
Glaube 16, KL16
Heilung KL7
Heimlehren 7
Jesus Christus 26, KL4, KL7
Kunst 8
Lehren 42, 48
Maßstäbe 34
Neues Testament 31, KL4, KL7
Opfern 21, KL 10
Pioniere 8, 16, 36, 47, KL10, KL13
Primarvereinigung KL14
Schriftstudium 31, KL14
Tempel und Tempelarbeit 2, 8, 22,
26, KL9, KL10
Vorbereitung 22, 25
Unglück 42
Weltweite Kirche 36
Wort der Weisheit
.34
i
Senden Sie uns Ihr denkwürdigstes Weihnachtserlebnis
Wenn Sie zu Weihnachten ein besonders denkwürdiges Erlebnis
hatten, das anderen als Inspiration dienen und sie den Geist der
Weihnacht spüren lassen könnte, dann erzählen Sie uns bitte
davon. Schicken Sie Ihren Artikel an Christmas Memories,
Liahona, Room 2420, 50 East North Temple Street,
Salt Lake City, UT 84150-3220, USA oder per E-Mail
an cur-liahona-imag@ldschurch.org. Geben Sie
bitte Ihren vollständigen Namen, Ihre Adresse, Ihre
Telefonnummer sowie Ihre Gemeinde und Ihren
Pfahl (bzw. Zweig und Distrikt) an.
Die Bilder in den Buntglasfenstern des
Winter-Quarters-Nebraska-Tempels stellen
Begebenheiten aus den heiligen Schriften
dar. Oben: Der Erretter hat gelehrt: „Ich bin
der Weinstock." (Johannes 15:5.) Vorderes
Umschlagbild: Diese geätzte Glasplatte
erinnert an eine Geschichte aus dem Alten
Testament, in der es um das Aaronische
Priestertum geht. Als Mose zum Zelt der
Bundesurkunde ging, „da war der Stab
Aarons, der das Haus Levi vertrat,
grün geworden; er trieb Zweige, blühte
und trug Mandeln" (Numeri 17:23). Siehe
„Momente der Geschichte - Spektren
des Lichts", Seite 8.